Maladie - ...symptoms... (EP)

Review

Ein-Song-Alben und -EPs sind scheinbar wieder schwer in Mode gekommen, denn auch MALADIE veröffentlichen über anderthalb Jahre nach „…still…“ mit „…symptoms…“ eine EP, die nur aus einem einzigen Song besteht. Der bringt stolze 41 Minuten auf die Uhr, was sich bei der Band aus Ludwigshafen ja durchaus anbietet: Dramatik, packendes Songwriting, multilinguale Darbietung der Lyrics und ein Bandsound von einem Format, das in keine Schublade hinein passt.

MALADIE springen auf den One-Track-Train auf

Und doch tappen MALADIE hier in die Ein-Track-Falle. Das hauchzarte Intro weicht schnell einem schönen Saxofonsolo, dass dann aber in einen metallischen Part überleitet. Und der zieht sich wie Gummi. Das Leitmotiv dieser Passage wird einfach zu abwechslungsarm wiederholt, schnell erwischt sich der Hörer beim Wegdösen. Sobald nach zehn Minuten die erste, richtige Black-Metal-Flut einsetzt, wird es jedoch interessant. Zumindest bis dann wieder der nächste, ruhigere Part einsetzt, der viel zu lange braucht, um auf den Punkt zu kommen. Man hat einfach immer wieder das Gefühl, dass der Song künstlich in die Länge gezogen worden ist.

Das ist besonders ärgerlich, da die lärmenden Passagen genau richtig portioniert sind. Sie wirken wie erfrischende Eruptionen, kurz und schnell auf den Punkt kommend. Und sie sind genau das, was das Moment des Songs am Laufen hält. Das Saxofon dagegen kommt vergleichsweise häufig zum Einsatz und verliert dadurch schnell seinen Reiz. Das Gitarrensolo um Minute 19 herum dagegen ist erste Sahne, auch deshalb, weil es wieder schnell auf den Punkt kommt. Der Song hat also seine Höhepunkte, verlangt dem Hörer aber auch ein entsprechendes Entgegenkommen ab.

Allein der Gesang ist durchweg gelungen. Raue, melodische wie auch harsche Vocals sind stets korrekt platziert, vertuschen aber leider kaum den bitteren Nachgeschmack, den die langatmigeren Passagen hinterlassen. MALADIE managen die Überlänge des Songs einfach nicht sonderlich geschickt. Sie vermitteln den Eindruck, als wäre „Divinitas – A Journey“ – so heißt der Track übrigens – ursprünglich vielleicht 20 oder höchstens 30 Minuten lang gewesen.

Vielleicht trotz allem doch eine wichtige EP für die Band

Aber vielleicht war dieses Experiment für die Band notwendig, um die eigenen Grenzen zu erkennen und auszuloten. Auch GORGUTS und INSOMNIUM haben sich ja – durchaus erfolgreich – hieran versucht. Und verwerflich ist dieses Unterfangen keinesfalls. Es bedarf einiges an Mut, sich an eine solche Mammutaufgabe heranzuwagen und ein Ein-Track-Opus wie dieses hier auf die Beine zu stellen. Diese Ambition allein ist schon bemerkenswert und zumindest sollte man das entsprechend würdigen. Die Frage ist nun, was die Band mit und aus dieser Erfahrung macht…

24.12.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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