Mal Etre - Torment

Review

Dass sich Werke dieser Stilrichtung nicht sofort erschließen war mir eigentlich klar, dennoch war ich bei „Torment“ von MAL ETRE besonders überrascht. Der Zuhörer wird zunächst mit dem Stück „Vie Impure“ begrüßt und in den ersten Minuten war die Welt bei mir noch in Ordnung. Nach einer stimmungsvollen ersten Passage mit träumerischen,unverzerrten Gitarren erfährt man einen jähen Bruch hin zu einem Klanggematsche, dass unvermittelt zum Weiterschalten motiviert. Ähnlich erging es mir mit sämtlichen anderen „Liedern“, in denen man weder ein durchdachtes Arrangement noch eine sinnvolle Komposition vermutet. Soviel zu meinem Erstkontakt.

Nach einem Tag voller Gegrübel, in dem ich mit dem Gedanken spielte, das Review abzusagen, wagte ich mich dann nocheinmal mit etwas mehr Geduld und leicht veränderten Prämissen an das Material. Und ich muss sagen, ich habe mich mit der CD mittlerweile leicht angefreundet. Allerdings lohnt es sich nicht besonders, auf jedes einzelne Lied einzugehen. Dafür sind die Unterschiede nicht deutlich genug. Bis auf ein paar Ausnahmen ist der Aufbau der Lieder recht gleich: ein langsamer Einstieg führt zu einer grundsätzlich übersteuerten und sehr homogenen Klangwand, was mir nicht gerade innovativ vorkommt und zu dem oben bereits erwähnten zerkochten Noteneintopf führt, welcher sich zäh und schwer aus den Boxen ergießt.
Die offensichtlich gewollte Wirkung, den Hörer am Weltschmerz („…reflecting moments of isolation and crisis.“) des Komponisten „NP“ aka Nocturnalpriest, teilhaben zu lassen, gelingt jedoch in weiten Teilen gut. Hört man die Scheibe im Mai beim geselligen Grillabend, vermute ich jedoch einen deutlich geminderten Effekt. Auf das Ambiente sollte also geachtet werden, was NP auch auf dem Booklet betont („Enjoy it in darkness…“). Nachdem man dann das Geplärre aus den Boxen etwas entschlüsselt hat, offenbaren sich sehr annehmbare Klangzusammenstellungen, die im Einzelnen betrachtet einen eigenen Charakter entfalten, im Gesamten jedoch eher wie eine grobe Zusammenstellungen von fixen Ideen wirken. Aber auch hier weiß NP rat („All this material came out spontaneously and was recorded at home.“). Also gut, dann ging es ja wenigstens schnell…

Insgesamt stellt das Material genau das dar, was man sich unter Ambient Black vorstellt. Ausnahmen davon sind die Stücke ‚Forest‘, das ausschließlich instrumental und clean daherkommt, ‚Sad Day‘ mit cleanem Gesang und einem Hang zum Gothic der späten 90er und ‚October Falls‘, das mit einem monoton rhythmischen Bass arbeitet (der klanglich etwas an New Model Army erinnert) und somit auch als einziges Lied ist, was ein wenig nach vorn treibt.
Wer beim Hören gern Texte mitliest, wird im Übrigen bitter enttäuscht. Prinzipiell ist das Booklet sorgfältig gestaltet und jedes Lied hat seine eigene Seite. Leider findet sich dazu jeweils nur ein Foto und ein Sprüchlein auf Französisch.

Insgesamt kann ich weder eine Kaufempfehlung noch eine Absage erteilen. Ich finde es gut, die Scheibe im Regal zu haben, vermissen würde ich sie allerdings auch nicht. Aber seltsamerweise hat sich bei mir aus dem Thema des ersten Stückes ein Ohrwurm entwickelt. Letztendlich kann ich hier nur dringend empfehlen, vor dem Kauf intensiv auf den bekannten Seiten im Internet reinzuhören.

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11.10.2010

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