Maiden United - Remembrance

Review

MAIDEN UNITED haben sich zum dritten Mal IRON MAIDEN-Songs zur Brust genommen, dabei die aus Metall gegossenen Klassiker zum Schmelzen gebracht und komplett neu eingegossen. Herausgekommen ist das aktuelle Werk „Remembrance“, das neben einer tollen Songauswahl durch eine starke Besetzung glänzt.

Die Idee hinter MAIDEN UNITED ist so simpel wie grandios. Eigentlich als einmaliger Show-Act auf einem Fan-Treffen in den Niederlanden gedacht, ist daraus in den letzten Jahren ein großer Zusammenschluss an professionellen Musikern entstanden, die sich leidenschaftlich mit der Musik von IRON MAIDEN auseinandersetzen. Bisher wurden zwei Alben veröffentlicht und die Truppe ist in verschiedenen Besetzungen regelmäßig auf Tour zu sehen. Im Line-up tummeln sich viele bekannte Gesichter: Von Ruud Jolie (WITHIN TEMPTATION) über Perttu Kivilaakso (APOCALYPTICA) bis hin zu Damian Wilson (THRESHOLD/HEADSPACE), haben über die Jahre unzählige Musiker an dem Projekt mitgewirkt. Ersterer ist zusammen mit Joey Bruers für das Arrangement verantwortlich. Auf der aktuellen Langrille konnten sogar die MAIDEN-Legenden Paul Di’Anno („Prowler“) und Blaze Bayley („Futureal“) gewonnen werden. Aber der Reihe nach.

Gleich zu Beginn steht einer der stärksten MAIDEN-Songs auf dem Programm: „Strange World“. Der Klassiker, der auf dem Debüt der Briten zu finden ist, wird mit einem flotten und fast schon dramatischen Anfang umgesetzt. Das Piano von Huub Van Loon sowie die Hammond-Orgel von Thijs Schrijnemakers sorgen für eine tolle angespannte Stimmung, bis auch der Verse-Part, wie im Original, ruhig und balladesk seinen Lauf nimmt. Dabei liegt MAIDEN UNITED nichts ferner als das bloße Kopieren des Originals. Kleine Spielereien und Details geben dem Material einen neuen Anstrich. Großes Lob an Damian Wilson, der die Songs gesanglich grandios umsetzt. Man merkt ihm die Leidenschaft für die Eisernen Jungfrauen definitiv an. Er verleiht den Liedern seine ganz eigene Note, versucht erst gar nicht die Originalstimmen nachzuahmen, sondern setzt auf Wiedererkennungsmerkmale und Emotionen. Mit „Charlotte The Harlot“ bleibt man beim Erstlingswerk und präsentiert einen großartigen Song aus der Feder von Dave Murray (IRON MAIDEN, Gitarre). Die Version von MAIDEN UNITED wird hauptsächlich durch das Piano und die Hammond getragen. Joey und Ruud haben eine treibende und atmosphärische Nummer geschaffen. Anstelle der Gitarre übernimmt die Hammond das Solo. Dann geht es ein Album weiter im langen MAIDEN-Katalog. Der Titeltrack des zweiten Albums, „Killers“, wurde komplett umgekrempelt und auf die Akustikgitarre gebracht. Nur auf Gitarre und Gesang reduziert verliert der Song dennoch nicht an Qualität. Natürlich versorgen die Niederländer auch den ultimativen und härtesten Fan: „Burning Ambition“. Nicht nur der Song an sich stammt aus den Anfangstagen der Briten, mit Barry ‚Thunderstick‘ Purkis sitzt dazu noch ein alter Bekannter an den Kesseln. Er gehörte zu dem ersten ernstzunehmenden Line-up und bediente, von seinem exzentrischen Auftreten abgesehen, die Sticks. Durch die fröhliche Melodie und die Popstruktur sticht der Song aus dem Rest heraus und sorgt für jede Menge gute Laune. Ein weiteres Schmuckstück liefern MAIDEN UNITED mit „Futureal“. Besonders wird der Track durch die Stimme von Blaze Bayley, der während der Selbstfindungsphase von Bruce Dickinson das Mikrofon übernommen hat. Vor allem die Orgel sorgt für Druck und für ein dickes Fundament, während die Akustikgitarren und Keyboards die Vocals tragen. Schön, dass man auch auf die von vielen ungeliebte Ära der Jungfrauen zurückgreift. „Prowler“ führt zurück zu den Anfangstagen und präsentiert einen starken Paul Di’Anno am Gesang. Man bewegt sich dicht am Original und lässt dem Piano im Solo freien Lauf. Das richtige Highlight kommt zum Schluss: „Still Life ’15“. An den Vocals darf nochmals Damian Wilson ran, der ein weiteres Mal beweist, dass er der Richtige für den Job bei MAIDEN UNITED ist. Selbst Original-Sirene Dickinson hat den Song selten so gefühlvoll gesungen. Die Violine, gespielt von Marcela Bovio, fügt sich mit ihren Melodien großartig zwischen Piano und Akustikgitarre ein. Starke Nummer!

MAIDEN UNITED covern auf „Remembrance“ nicht einfach nur Songs. Hier werden auf höchstem Niveau aus fertigen Klassikern neue Hymnen gestampft. Hier eine Bewertung abzugeben ist eigentlich unsinnig, dennoch gibt es verdiente neun Punkte. Warum der Punktabzug? Weil sie vergessen haben, die anderen Klassiker draufzupacken. Der kuschelbedürftige Jungfrauen-Fan wird mit dem Album seine Freude haben. Alle anderen, die gerne über den Tellerrand blicken, dürfen hier aber auch gerne hinhören.

09.08.2015
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