MaidaVale - Tales Of The Wicked West

Review

„I was born too late“, sang Wino einst. MAIDAVALE würden das wohl unterschreiben – energisch und vermutlich mit dem eigenen Blut. Denn MAIDAVALE meinen es ernst mit ihrer Musik, ihrer so deutlich von den 60ern und 70ern beeinflussten Musik. Mit dem Blues, dem Rock – und nicht zuletzt der Arme-Schwingerei im Glitzer-Poncho. Wenn man sich das Video zu „(If You Want The Smoke) Be The Fire“ (s. u.) zuerst ohne Ton ansieht, kann man es schon mal spontan mit der Angst zu tun bekommen. Doch Friedenspfeifen- und Namenstanz-PhobikerInnen atmen an der Bong vorbei mal schön entspannt aus.

MAIDAVALE sind überhaupt nicht entspannt – und schon gar nicht verstrahlt

Denn MAIDAVALE sind überhaupt nicht entspannt – und schon gar nicht verstrahlt. Auf „Tales Of The Wicked West“, dem Debüt der vier Schwedinnen, kracht es an allen Ecken und Enden. Im Gegensatz zum ersten optischen Eindruck und auch im Gegensatz zur durchschnittlichen Retro-Rock-Kapelle tanken MAIDAVALE sozusagen verbleit: Die Gitarre kann zwar auch ausgiebig psychedelisch-melodisch tanzen, röhrt in erster Linie aber voll und verzerrt, Bass und Schlagzeug liefern einen sicheren, vielmehr: einen herausragenden Groove. Und Sängerin Matilda Roth hält sich auch nicht lange mit „Bibi Blocksberg und der Kelch des Vollmond-Blutes“ oder ähnlich Spannendem auf. Ihre kraftvolle Stimme, einen Tick dunkler als die von Elin Larsson der BLUES PILLS, nimmt sich lieber den Krieg als Geschäft, Rassismus oder auch die Untiefen der Zwischenmenschlichkeit vor. Diese Ernsthaftigkeit schadet MAIDAVALE im riesigen, zum Teil doch einigermaßen affektierten Retro-Rock-Zirkus nicht.

BLUES PILLS oder GOLD? Nimm doch MAIDAVALE!

Hinzu kommt, dass MAIDAVALE nicht nur wach sind und brennen, sondern auch gute Songs schreiben. Der Einstieg „(If You Want The Smoke) Be The Fire“ deutet die verzerrte HELLACOPTERS-Attacke zwar nur kurz an, ist aber trotz gebremsten Tempos und langer Leine für Gitarre und Bass ein griffiger Rocker mit Ohrwurm-Refrain. „Colour Blind“ ist eine wuchtige Zweieinhalb-Minuten-Ansage, wie sie die neueren GRAVEYARD auch nicht mehr hinkriegen würden. „Standby Swing“ beginnt mit einer verhaltenen KYUSS-Melodie und wuchtet sich auch im Weiteren mit voluminösen Stoner-Riffs vorwärts, während Matilda Roth die fesselndsten „OhohoYeahs“ der letzten Monate unters Volk bringt. Und bis auf die instrumentalen gut zehn Minuten von „Heaven And Hell“, gewissermaßen einer getunten Version von FUNKADELICs „Maggot Brain“, sind eigentlich auch alle anderen Songs auf „Tales From The Wicked West“ richtig packend.
Kurzum: Natürlich ist das alles nur geklaut. Aber bei der Wahl zwischen den BLUES PILLS und GOLD entscheide ich mich für MAIDAVALE. Im Namen des Rock. U2?

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05.08.2016

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1 Kommentar zu MaidaVale - Tales Of The Wicked West

  1. Markus sagt:

    Ich sage: gib mir die Zauberbrownies und lass knacken! Saugeil!

    10/10