Es gibt Bands, die sind eine Klasse für sich. MAGNUM gehören sicherlich zu dieser Kategorie. Seit nun fast vierzig Jahren tummeln sie sich im internationalen Musik Business und zelebrieren dabei ihre Interpretation von dem, was jeweils als moderner Rock zu gelten hat. Ihre bisherigen Veröffentlichungen waren mal eingängig, mal progressiv, immer anders, aber auch immer vom Zeitgeist inspiriert. Diese Tradition wollen die fünf Herren auch mit ihrem sage und schreibe achtzehnten Studio-Album “The Visitation“ fortsetzen.
Der erste Eindruck ist dabei erst einmal wenig spektakulär. Das musikalische Material wirkt langweilig und angestaubt. Aber man sollte der Scheibe den ein oder anderen Durchgang gönnen, denn hier gibt es einiges zu entdecken. Es sind die vielen kleinen Details, die den Silberling ausmachen. Nennenswert sind vor allem einige Harmoniewechsel oder auch das immer mal wieder einsetzende Tamburin, das vor allem “Doors To Nowhere“ und “Wild Angels“ einen gewissen Woodstock-Charme verleiht. In fast schon guter alter Tradition verpackt das Quintett diese Elemente in etwas, dass in vielen modernen Genres leider zu kurz kommt: Melodie! Seien es die gefühlvollen Soli, die wundervollen Keyboard-Harmonien oder die mitreißenden Gesangs-Linien. Die Musiker beweisen immer wieder ihr unvergleichliches Gefühl für Melodiosität.
Allerdings benutzen sie mitnichten die Holzhammer-Methode, bei der dem Hörer von Beginn an alle wichtigen Elemente eines Songs um die Ohren gehauen werden. Sie geben ihren Werken Zeit sich zu entfalten. Das wird vor allem beim grandiosen “Freedom Day“ deutlich, dass sich ganz langsam aufbaut, gefühlvolle Gitarrenparts, hymnische Orchester-Einlagen und nachdenkliche Gesangs-Passagen bietet, bis es in einem mitreißenden Refrain kulminiert.
Einziger Kritikpunkt an “The Visitation“ ist vielleicht die Tatsache, dass MAGNUM ihren Sound im Jahr 2011 ein wenig kraftlos präsentieren. Vor allem die Produktion hat dazu beigetragen, dass die Band irgendwie ein wenig wie ein zahnloser Tiger wirkt. Die Gitarren sind phasenweise zu weit in den Hintergrund gerückt, die Drums nicht so knackig, wie es dem modernen Standard entspricht. Diesem Werk fehlen einfach die Ecken und Kanten, es ist zu glatt produziert, zu steril.
Dennoch treffen MAGNUM auch mit “The Visitation“ wieder den Nerv der Zeit. Denn in einer Zeit der gezielten Verblödung durch die Massenmedien lechzt die Szene geradezu nach geistigem Futter. Und wie selbstverständlich sind es die Engländer, die ein Album abliefern, mit dem man sich beschäftigen muss, dem man Zeit geben muss, damit es seine Schönheit in allen Facetten entfalten kann.
Kommentare
Sag Deine Meinung!