Kein Cover

Magnetic Mountain - Lodestone Sanctuary

Review

Gemsen und Bergsteiger kennen das: steile und abschüssige Pfade, nackte Felswände, bodenlose Schluchten, karge Ebenen, eisigen Wind. Ab und zu mal moderate Passagen. „Lodestone Sanctuary“, das Debütalbum von MAGNETIC MOUNTAIN, ist das musikalische Pendant zur Bergtour. Für Flachlandbewohner und faule Leute quasi der virtuelle Trip zum Vesuv, zum magnetischen Bowen Mountain in Australien, auf den Schicksalsberg oder sonst wohin, wo die nüchterne Schlichtheit der Natur schon mal ruckzuck in unberechenbare Bedrohung umschlagen kann.


Nach einem kurzen Instrumentalintro erumpieren MAGNETIC MOUNTAIN in den Song „Meaningless“, einen im oberen Midtempo angesiedelten Brecher, der die Richtung für die folgenden rund 50 Minuten vorgibt. Klarer Gesang, der zwischen Wut, Melancholie und Verletzlichkeit oszilliert und einen gewissen autotherapeutischen Charakter hat; wuchtige Riffs und songdienlich kurz gehaltene Leads und Soli; druckvoller und angenehm präsenter Bass sowie fett und akzentuiert geklopfte Kessel. Wow! Mix und Produktion fallen erfreulich hörerorientiert aus und belassen sowohl Stimme als auch Instrumente gleichberechtigt und differenzierbar. Trotz primär rockiger Ausrichtung legt sich der fröhliche Vierer zu keinem Zeitpunkt auf ein Genre fest und setzt auf Kontrastprogramm. So werden auf „Lodestone Sanctuary“ z.B. grungiger 1990er-Alternativesound à la ALICE IN CHAINS und der geniale Wahnsinn von FAITH NO MORE mit dem doomigen Maryland-Rock von CLUTCH zu MAGNETIC MOUNTAINs sehr cooler, eigenständiger Version von Space- und Stonerrock kombiniert. Hierbei gefallen mir besonders die unerwarteten Breaks, die den headbangenden Hörer aus seinem tumben Tun wecken und das Album abwechslungsreich und besonders machen. Der in dieser Hinsicht wohl charakteristischste Song ist „Woke Up Dead“, der längste der Platte, der ein Gefühl beschreibt, das der überwiegenden Mehrheit der Leser dieser Zeilen vertraut sein dürfte.


Tja, und so gestaltet sich die musikalische Reise zum Heiligen Magnetberg zu gleichen Teilen abwechslungsreich und homogen. Trotz ihres ausgesprochen reifen Songwritings wirken MAGNETIC MOUNTAIN nie routiniert, sondern spielfreudig und voller Tatendrang wie eine Gerölllawine an einem sonnigen Frühlingsmorgen. Während meine „Lodestone Sanctuary“-Promo mit dem letzten Takt von „Man“ verklingt und die „Play“-Taste meines CD-Spielers meinen Finger anzuziehen scheint, verweise ich noch schnell auf das coole Coverartwork von Björn Kähler, dessen Arbeit dieses Album zu einem tollen Gesamtkunstwerk abrundet. Alle Freunde kernigen, riffig-griffigen-groovenden Gitarrenrocks jenseits von Wüsten- und Truckermützenklischees werden MAGNETIC MOUNTAIN lieben. Genau wie alle Truckermützenfreunde, die die Wüste lieben. Und überhaupt alle, die auf zeitlose, handegemachte Musik ohne Firlefanz stehen. Unbedingt anhören!

Wer MAGNETIC MOUNTAIN live erleben möchte, sollte sich schnellstens eine Karte zum diesjährigen Freak Valley Festival in Netphen im Siegerland besorgen, wo die Jungs sich die Bühne mit prominenten Kollegen wie z.B. MOTORPSYCHO, KADAVER und WIGHT teilen.

27.03.2014

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2 Kommentare zu Magnetic Mountain - Lodestone Sanctuary

  1. Punani sagt:

    Kann ich das Album auch irgendwo hören? Ich find das nirgends! Neun von Zehn klingt nach ‚auf jeden Fall man reinhören‘ aber ich find da jetzt nix! Schade!

  2. Wolfgang Gauch sagt:

    Hier kann man reinhören:
    http://magneticmountain.bandcamp.com/album/lodestone-sanctuary
    (der dritte Treffer bei Google… 😉