Magna Carta - Guitar Greats Volume 1

Review

In der Tradition klassischer Gitarristensampler, wie dem großartigen „Night Of The Guitar“ veröffentlicht Magna Carta unter dem Namen „Guitar Greats Volume 1“ nicht nur eine Platte voller Soli und Gefrickel, sondern auch eine jener Scheiben, bei denen man als Redakteur mit richtig viel Fachwissen protzen kann. So ist zum Beispiel Magna Carta nicht jedem ein Begriff. Verständlich, denn das amerikanische Proglabel beschäftigt insbesondere Nebenprojekte allerlei Art, bevorzugt aber von DREAM THEATER Musikern, jede Menge Tribute-Sampler, oder vertreibt erste CDs von Bands die mittlerweile den Sprung zu Insideout geschafft haben. Man muss den Jungs aber zusprechen, dass sie mitunter auch mal wirklich großartigen Bands eine Chance geben, die man sonst leicht übersehen hätte; man denke nur an die Ungarn von AGE OF NEMESIS. Da alle Proggitarristen untereinander fröhlich Inzest betreiben, muss irgendwann schließlich aufgefallen sein, dass man bereits jede Menge großer Namen auf eigenen Releases rechtlich sichern konnte. Das war dann der Startschuss für „Guitar Greats Volume 1“.

Dementsprechend gibt es hier Auftritte elf großer Gitarristen, vom ehemaligen Ozzy-Klamper Jake E. Lee, Steve Stevens, über die Kultfigur Joe Satriani, der schon Steve Vai und Kirk Hammett Gitarrenunterricht gab, bis hin zu jüngeren Klampfern wie John Petrucci oder Michael Romeo von SYMPHONY X. Da jene Gaststars wohl den hauptsächlichen Kaufanreiz darstellen, schäme ich mich auch nicht das Review zu verlängern indem ich auch noch die restlichen aufzähle: Steve Lukather (TOTO), George Lynch (DOKKEN), Vinnie Moore (UFO), Steve Morse (STEVE MORSE TRIO, DEEP PURPLE), Alex Skolnick (TESTAMENT) und Derek Trucks (DEREK TRUCKS BAND). Die Lieder, die daraus resultieren, sind dann zwischen vier und acht Minuten lang, meist rein instrumental, und werden mitunter auch einfach irgendwo ein und ausgeblendet. Die meisten von ihnen stammen von Projekten wie dem EXPLORERS CLUB, den JORDAN RUDESS Soloplatten oder zahlreichen Tribute-Scheiben. Dementsprechend muss man unweigerlich die Erfahrung machen, dass die eigentlichen Songs den hohen Erwartungen oben erwähnter Kultklampfer nicht wirklich gerecht werden, was aber auch mehr oder weniger unmöglich gewesen wäre. Zumindest ist damit aber auch eine gewisse Abwechslung gesichert, wenn es mal klassisch proggig, mal sehr experimentiv, mal rockig und mal bluesig aus den Boxen rauscht.

In jedem Fall ist das hier aber definitiv eine Scheibe für ein sehr spezielles Publikum. Selbst Progfans werden hiermit wohl keine wirkliche Freude haben, solange sie nicht selbst über ausgeprägte Gitarrenkenntnisse verfügen. Und auch dann, leidet die Zusammenstellung an teilweise eher langweiligen Songs, die nicht wirklich die Klasse der teilnehmenden Gitarristen repräsentieren. Wer allerdings morgens mit Gitarrenplektren gurgelt, kann mit „Guitar Greats“ ne Menge Freude haben. Aus Sympathie für das Label und die teilnehmenden Gitarristen reicht das für 6 Punkte.

24.04.2007

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