Maggot Heart - Mercy Machine

Review

Linneá Olsson war eine der interessanteren Personalien des abgelaufenen Jahrzehnts.. Bekannt wurde sie durch das kurzlebige Okkult-Rock-Duo THE OATH, heuerte dann später für das unbefriedigende „Dreamcrash“ bei GRAVE PLEASURES an und ist seit einigen Jahren nun mit ihrer eigenen Band MAGGOT HEART aktiv, dessen Anfänge große Aufmerksamkeit erfahren haben. 2018 erschien das Debüt „Dusk To Dusk“, welches gute Ansätze zeigte, aber etwas monoton war. Es zeigte aber vor allem auch die Differenz  zu GRAVE PLEASURES. Wem die Band auf „Motherblood“ zu glatt geworden war, hat hier seine neue Heimat gefunden.

Musicians Pleasures

Wo GRAVE PLEASURES mehr auf Eingängigkeit setzen, zählt bei MAGGOT HEART der Rotz. Das wird insbesondere am scheppernden Sound deutlich. Aber natürlich auch am Songwriting. Hier läuft nicht alles auf den melodischen Refrain heraus, die düstere Atmosphäre steht im Vordergrund. Und obwohl die Riffs der Songs ziemlich unmelodisch sind, hört man in instrumentalen Passagen ihr Händchen für prägnante Melodien, wie in ‚High Rise‘.

Dabei bedient sich Olsson an einer erfrischenden Bandbreite von Ideen: Sei es der Saxofon-Einsatz im Opener ‚Second Class‘ oder der Titeltrack mit seinen starken Classic-Rock-Einschlag und einem Intermezzo, welches an No Wave anknüpft. Manchmal wirkt das aber auch verkrampft, so wie etwa in ‚Sex Breath‘, wo Schnelligkeit und die urtypische Wucht miteinander verbunden werden sollen.

„Mercy Machine“ ist voller Ambivalenzen

‚Gutter Feeling‘ sticht besonders hervor, denn er entzieht sich des schnellen Konsums und kratzt an Schmerzgrenzen. Ein Song, dem man die notwendige Aufmerksamkeit geben muss und der sich dann entfaltet. Da wirkt ‚Senseless‘ mit seiner genialen Simplizität schon unverschämt. ‚Lost Boys‘ erzeugen Schwermut, während man zum Titeltrack mitwippen möchte. Aber gerade diese Kontraste machen das Album so hörenswert.

Es scheint, als ob Linnea Olsen mit MAGGOT HEART endlich ihr Betätigungsfeld gefunden hat. So ist „Mercy Machine“ trotz aller Experimente und Schlenker kompromisslos. Es ist nicht wirklich neu, aber dafür fordernd und so weitet sich dieses Kokon mit jedem weiteren Durchlauf. Das einzige, was man ihr wohl vorwerfen kann, ist, dass nicht alles rund ist. Aber so etwas kann vorkommen, wenn man sich ausprobiert. Das ändert nichts daran, dass Metaller mit einer hohen Toleranz für Alternative diesem Album unbedingt ein Ohr schenken sollten.

20.07.2020
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