Madsen - Lichtjahre

Review

Na gut, dann mal los. Ja ok, nicht die cleverste Einleitung für eine Review. Aber nun mal der erste Satz, welcher mir in den Kopf kommt, während ich mich über „Lichtjahre“ von MADSEN hermache. In meiner Dachgeschosswohnung. Bei schnuckeligen, gefühlten 40 Grad Celsius, weil hier am besten Netz. Warum Netz-Haben nicht immer das Wichtigste ist, erklären mir die Indie-Rocker aus dem hutzeligen Wendland unter anderem in ihrer neuen Platte „Lichtjahre“. Lichtgeschwindigkeit war das hier aber erstmal nicht in Sachen Veröffentlichungs-Tempo, wenn man sich mal betrachtet, dass der Vorgänger „Kompass“ aus dem Jahre 2015 stammt. Aber nun gut. Das nur am Rande.

Bereit für den Sommer mit „Lichtjahre“

MADSEN sind eines und das kann keiner wirklich abstreiten: Allgegenwärtig. MADSEN haben es über ihre jahrelange Laufbahn geschafft, dass immer irgendwer, irgendwo zu einen ihrer Songs gesummt, getanzt, gegrillt oder dazu geknutscht hat. Jeder kennt irgendwie zumindest einen Song.  Meistens. Ob gewollt oder ungewollt. Und das ist es wahrscheinlich was diese Band bewusst oder unbewusst ausmacht. Weil keine ihrer Tracks wirklich weh tun, weil keine ihrer Tracks wirklich anstrengend ist oder voller komplizierter Arrangements steckt. Leicht ins Ohr, leicht im Ohr. Das zusammen mit einem geschickten Timing, denn es ist definitiv nicht die hirnverbrannteste Idee „Lichtjahre“, vollgestopft mit leichtfüßiger, alternativer Mucke zum Festivalsommer, zu veröffentlichen.

Im Herzen halt für immer das Dorfkind, welches barfuß über Landstraßen tingelt, während die Sonne wieder aufgeht. Wie zum Beispiel im Song „Sommerferien“. Rein textlich, perfekt passend in diese Jahreszeit und natürlich leicht anprangernd, damit argumentierend, wie leicht man es doch damals als Kind hatte. So zwischen Badesee und Brausepulver. Und jetzt eher zwischen Deadlines und Druck. MADSEN singen entspannt vom Loslassen in „Rückenwind“ oder auch etwas tiefgründig  kritischer in „Wenn es einfach passiert“ von Momenten, in denen man sich in seinen eigenen Gedanken verrennt oder verliert.

Ohne Filter unterwegs: MADSEN

Der Sound dabei gut und solide zwischen Indie, Alternative und Grunge. Nicht unnötig glatt gezogen oder aufgehübscht. Ja, typischer MADSEN-Sound halt. Das Sänger Sebastian stimmlich jetzt auch bei „Lichtjahre“ nicht die hellste Kerze im Leuchter ist und man hier keine sauberen Sonetten erwarten kann, tja nichts Neues. Die Truppe war aber eh immer eine Band, die mit ihren Texten nach vorne ging. Natürlich hat das hier nicht den Tiefgang von Tolstoi, spricht aber umso mehr eine ehrliche Sprache ohne unnötigen Photoshop-Filter. Da wird dann schon mal gerne der Spiegel ausgepackt und der Gesellschaft vorgehalten.

Wie z.B. bei „Keiner“. Da geht’s den Social-Media-Suchtis an den Kragen. Dabei ist es doch auch okay, wenn der Akku vom Phone mal den toten Mann spielt. Die Hookline erinnert etwas an DIE ÄRZTE.  Beisst sich fest, wie der Zwergpinscher der Nachbarin in der Wade des Postboten. Schön gemacht.

Hier und jetzt aber nicht neu

Die wilden Kerle aus dem Wendland verpacken in „Lichtjahre“ ihre Herkunft, ihr Hier und ihr Jetzt und das, drei Jahre nach ihrem letzten Album, aber nicht sonderlich innovativer oder fresher als sonst. Schießen mit „Lichtjahre“ jetzt nicht unbedingt den Vogel ab oder über ihr Ziel hinaus. Die Jungs machen ihr Ding. Unkompliziert aber auch ungefährlich. Funktionierte bekanntlicherweise bisher. Sicher auch mit „Lichtjahre“. Denn ich bin mir sehr sicher, dass irgendwo, irgendwer in diesem Sommer zu dieser Platte summt, tanzt, Bratwürste grillt oder knutscht. Gerne auch alles zusammen.

 

02.06.2018

It`s all about the he said, she said bullshit.

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