Madeleine Le Roy - Chateau Noir

Review

Madeleine Le Roy ist eine ‚High Class‘ Domina, die ihre devoten Diener in ihrem Studio in Karlsruhe empfängt. Abgesehen davon konnte sie sich auch schon als Sängerin einen Namen machen, die größte Aufmerksamkeit wurde ihr jedoch durch ein ambitioniertes, künstlerisches Projekt zuteil: Im Jahre 2006 veröffentlichte Spirit Production erstmalig den hochwertigen Aktkalender „Madeleine Le Roy et ses amies“, der sich schnell zu einem durchschlagenden Erfolg entwickelte. Die 2007er Ausgabe war entsprechend schnell vergriffen, ähnliches dürfte auch der für den August geplanten Ausgabe für 2008 ergehen.

Als passender Soundtrack zu den erotischen Bilder erscheint dieser Tage die CD „Chateau Noir“, einem fantasievollem Werk aus verträumten und mystischen Instrumentalklängen, angereichert durch eine lebhafte Soundkulisse, die die Atmosphäre eines von einer bezaubernden Herrin bewohnten Schlosses stimmungsvoll umsetzt.
Die vier Hauptstücke des Albums erlangen dadurch regelrechten Hörspielcharakter, aber vor allem durch die gut inszenierten Literaturauszüge aus „Venus im Pelz“, „Die Geschichte der O“ und „Marquis de Sade“, bei denen als Sprecher u.a. Oliver Satyr (FAUN), Amber und Mozart (UMBRA ET IMAGO) fungieren.

Am meisten überzeugt dabei die erste Hälfte der CD mit ihren sphärischen Klängen und den einzelnen Sprechern, die ihre Rolle wirklich ernst nehmen. Da ist es direkt schade, dass es kein mehrteiliges Hörbuch geworden ist, denn wenn man das Ganze in dieser Art als Hörspiel aufziehen würde, wäre es tatsächlich eine ‚literarisch, lyrische, erotische Reise durch Zeit und Raum‘. Bei den Literaturauszügen bleibt es jedoch meist bei Zitaten und kurzen Ausrissen – dennoch: top!
Ab dem vierten Titel „Session 1“ verliert sich das ganze dann in elektronischere Gefilde mit clubtauglichen Beats und deutlich minimalerer Instrumentierung. Ebenso geht es mit der gelungenen Coverversion „Wuthering Heights“ von Kate Bush weiter. Man hält sich an die zerbrechliche Eleganz des Originals, und vor allem die Sängerinnen können auf ganzer Linie überzeugen. Zum folgenden Remix von „Session 1“ kann ich leider nichts sagen, aber ich nehme an, dass er sich auch eher in Richtung EBM bewegen wird.

Insgesamt ein stimmungsvolles, wenn auch geteiltes Werk mit einer sehr starken ersten Hälfte, ideal um ein paar schöne Stunden zu verbringen, und dem Alltag zu entfliehen.

03.05.2007
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