Madball - For The Cause

Review

Hardcore hat ein Problem. Von Berufs wegen wütend auf die Mächtigen dieser Welt und die Skrupellosigkeit, mit der gesellschaftliche Gruppen ausgebeutet und zum Zwecke der Profitmaximierung Weniger gegeneinander ausgespielt werden, fällt es dem Genre besonders schwer, im Angesicht einer Welt aus den Fugen über die eigene Routine hinauszuwachsen. Welchen Platz kann eine NYC-Hardcore-Legende wie MADBALL in diesen Zeiten noch einnehmen? Welche Relevanz hat sie? Wir legen das neue Studioalbum „For The Cause“ ein und erwarten Antworten.

Ein Stilwechsel war nicht zu erwarten

Es war nicht zu erwarten, dass MADBALL auf ihre alten Tage neue Klanggefilde für sich entdecken, nur weil plötzlich ein blondierter Hassprediger das Weiße Haus okkupiert, und dazu ist es auch nicht gekommen. Man kann es ihnen schwer verübeln. Der Sound von Freddy Cricien und Co. ist unverrückbares Trademark und New Yorker Institution gleichermaßen. Ganz nebenher gießt er Wut, rohe Kraft und Motivation auf beispiellose Weise in Musik und ist damit, natürlich wie selbstverständlich mit einer drückenden Produktion gesegnet, in seiner Effektivität als Medium und Message in einem erst einmal nicht zu übertreffen.

Und deshalb klingt „For The Cause“ bis auf einige winzige Ausnahmen wie das allermeiste, das MADBALL, die in diesem Jahr ihr dreißigjähriges Bestehen feiern, in ihrer bisherigen Karriere auf Platte gepresst haben. 13 Songs, das Gros derer sich längenmäßig um die Zwei-Minuten-Marke versammelt, sehr knappe 30 Minuten Gesamtspielzeit – fertig ist das Hardcore-Eisen.

Man kann MADBALL wenig vorwerfen, aber …

Kleine Überraschungen sind das Reggae-Outro des Titeltracks, dessen weiblicher Gesangsbeitrag an LANA DEL REY erinnert, sowie der der Gastauftritt von ICE-T, der bittersüße Erinnerungen an dessen großartiges 2017er-Album „Bloodlust“ heraufbeschwört. Bittersüß vor allem deshalb, weil „For The Cause“ abseits des besagten Feature-Songs „Evil Ways“ zu keinem Zeitpunkt an dessen lyrische Pointiertheit heranreicht.  „Stand up straight, live what you say!“, „Believe in yourself, they won’t save you“ und „Es tu vida“ (auch im obligatorischen spanischen Song nicht viel frischer) lauten stattdessen die altbekannten Parolen.

Aber wer lieber nachdenkliche Straßenlyrik als klare Ansagen möchte, der war bei MADBALL schon immer fehl am Platze und ist es auch 2018 noch. Über weite Strecken liefert „For The Cause“ die erwartbare Mischung aus straighten und aggressiven Hardcore-Zweiminütern und etwas hymnischeren Songs („The Fog“, „For You“). Vor allem letztere sind diesmal wirklich gut gelungen und frischen das Album angenehm auf. Ein Quantensprung erwächst aus alldem aber nicht. „For The Cause“ ist am Ende ein mehr als ordentliches Hardcore-Album der Großmeister, nicht mehr und nicht weniger. Gerne hätte die Band den titelgebenden „Cause“ weitergehend konkretisieren dürfen. Hardcore sollte 2018 im besten Fall noch etwas mehr sein als ein Hochglanz-Allgemeinplatz.

08.06.2018
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