Machine Head - Of Kingdom And Crown

Review

Soundcheck August 2022# 3 Galerie mit 25 Bildern: Machine Head - Vikings & Lionhearts Tour 2022

Es ist jetzt ganze vier Jahre her, dass MACHINE HEAD „Catharsis“ auf die Metal-Welt losgelassen haben. Und es steht auch heute noch außer Frage, dass Frontmann Rob Flynn und seine Mannschaft damit eines der umstrittensten Alben der Szene vorgelegt haben. Nicht nur die Fangemeinde wurde durch „Catharsis“ gespalten. Auch das klassische MACHINE HEAD-Line-up wurde durch dieses Album auseinandergerissen.

Schlagzeuger Dave McClain und Gitarrist Phil Demmel verließen kurz nach Veröffentlichung die Band und es sah für eine gewisse Zeit nicht gut aus für Robb Flynn. Nachdem für einen kurzen Moment noch einmal die Originalbesetzung der „Burn My Eyes“-Zeiten zusammenkam wurden anschließend neue Musiker rekrutiert. Darunter der polnische Saitenhexer Wacław „Vogg“ Kiełtyka (DECAPITATED, VADER, LUX OCCULTA). Angesichts dieser Vorgeschichte ist es daher nur verständlich, dass besonders Langzeitfans mit banger Skepsis auf die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Øf Kingdøm And Crøwn“ blicken.

MACHINE HEAD sind zurück und das in Überlänge

Spätestens seit dem überragenden „The Blackening“ wissen alle, dass MACHINE HEAD auch oder vor allem bei längeren Stücken richtig punkten. Ein Konzept, das auf den nachfolgenden Alben größtenteils beigeblieben ist. Umso überraschender, dass sich auf „Catharsis“ fast ausschließlich Songs bis zu vier Minuten Spielzeit befunden haben. Als kleine Wiedergutmachung dafür packen MACHINE HEAD das 10-Minütige „Slaughter The Martyr“ gleich als Opener aus. Und zeigen damit, dass sie mehr als wieder da sind.

Das Riffing erinnert so stark an ein Best-Of-„The Blackening“, dass man fast Recycling vorwerfen möchte, würde es nicht so viel Spaß machen, ihnen dabei zuzuhören. Neben den wieder deutlich härteren Gitarrenstrukturen überzeugt „Slaughter The Martyr“ im Chorus. Flynn zeigt sich von seiner wechselhaften Seite. Mal melodisch, mal in gewohnter Härte – so wollen wir unseren Robb.

Alles neu macht der Robb

Wer nach „Catharsis“ an MACHINE HEAD und Robb Flynn gezweifelt hat, wird sich angesichts der neuen Songs wie bei einer Frischzellenkur fühlen. Denn „Øf Kingdøm And Crøwn“ hat natürlich die typische Note von MACHINE HEAD beibehalten. Dennoch wirken die Songs frischer, dynamischer und befreiter denn je. Man könnte schon fast von einem mehr als gelungenen Neustart für Robb Flynn sprechen. Erstmals in der Geschichte von MACHINE HEAD legen sie mit „Øf Kingdøm And Crøwn“ ein richtiges Konzeptalbum vor. Es spielt in der weit entfernten Zukunft und die Welt (oder nur Amerika) ist eine große Ödnis. Im Zentrum stehen die beiden Figuren Ares und Eros. Eros wurde von einer Sekte dazu verleitet, die Geliebte von Ares zu ermorden, der daraufhin auf Rache aus ist, während Eros weiter seiner Mordlust nachgeht.

Neue Stärke dank polnischer Härte

Es ist nicht angebracht zu sagen, dass MACHINE HEAD zu alter Stärke zurückgekehrt sind. Vielmehr handelt es sich um rundherum neue MACHINE HEAD, die sich nicht trotz, sondern durch den Mitgliederwechsel gefunden haben. Sicherlich ist es immer noch Robb Flynns Band und der Charakterkopf dürfte hier viel beigetragen haben. Aber es war ein wahrer Geniestreich, Vogg als neuen Gitarristen zu verpflichtet. Der sorgt für einen ordentlichen Schub Härte. Eine Energie, an der es MACHINE HEAD in den vergangenen Jahren gefehlt hatte. Und diese ist anscheinend auf Flynn übergegangen.

Ein Königreich für Headbanger

Mit einem Song wie „Choke On The Ashes Of Your Hate“ hätten die größten Optimisten wohl nicht mehr gerechnet. Das hier ist nicht mehr „The Blackening“, das übertrifft schon fast „Burn My Eyes“-Niveau. Auch hier zeigt sich, was für eine Wucht Vogg in die Band einbringt. Das Solo sägt sich fast schon SLAYER-mäßig durch die Gehörgänge. Wie auch immer Flynn auf den eher (noch) unbekannten Matt Alston (SANCTORUM) gestoßen ist – es war eine seiner besten Ideen.

Alstons Geschwindigkeit und Vielseitigkeit eröffnet MACHINE HEAD ähnlich neue Wege, wie damals Alex Bent für TRIVIUM. Gerade im Zusammenspiel mit Vogg liefert er sich ein Feuerwerk nach dem anderen. Songs wie „Become The Firestorm“ wären unter McClain und Demmel wohl nicht möglich gewesen.

Aus Fehlern gelernt

Es scheint auch so, als ob sich Robb Flynn die Kritiken an „Catharsis“ sehr zu Herzen genommen hat. Mal von der stilistischen Auslegung abgesehen, war es vor allem die unnötige Länge, die hier besonders vielen aufgestoßen ist. Mehr Klasse statt Masse wurde daher gewünscht. Und die legen MACHINE HEAD auf „Øf Kingdøm And Crøwn“ nach. Nahezu kein Song wirkt hier unnötig oder zu viel des Guten. Selbst das vielleicht etwas blockige „My Hands Are Empty“ hat seine großartigen Momente, die bleiben werden. Auch die Zusammensetzung der Songs auf dem Album wirken nahezu perfekt. So bilden „My Hands Are Empty“ und „Unhallowed“ ein geschlossenes Momentum im Zentrum des Albums, dass auch harten Kerlen Gänsehaut bereiten wird. Wenn man vielleicht Kritik üben möchte, dann vielleicht an den drei Interludes, die das Album nur in die Länge ziehen sollen. Sie sind aber Teil des Konzepts und – anders als bei so manch anderen Alben – nicht unnötig platziert. Vielmehr runden „Overdose“ und „Assimilate“ das erwähnte Momentum nur noch zusätzlich ab. Wer natürlich aber Banger auf Banger verlangt, könnte sich hier in seinem Adrenalinrausch gestört fühlen.

MACHINE HEAD krönen sich selbst

Neben neuer Härte präsentieren MACHINE HEAD auf „Øf Kingdøm And Crøwn“ aber vor allem eines: Den Mut zu großer Vielseitigkeit. Denn neben eiskalten Bangern am Anfang des Albums, zeigen sie in der Mitte, dass sie vom Gaspedal runtergehen können und dennoch überzeugen können. Songs wie „Unhallowed“ und „Kill Thy Enemies“ sind deutlich langsamer und grooviger, ziehen einen aber in ihren ganz eigenen Sog.

Die mächtigen „No Gods, No Masters“ und „Rotten“ holen einen wieder aus seinem Sessel hervor und laden in den nächsten Moshpit ein. Mit „Arrows In Words From the Sky“ verabschieden sich MACHINE HEAD mit epischem Groove, der es in sich hat. Rundherum ist MACHINE HEAD ein wirklich großes Album gelungen, das nach „Catharsis“ und den anschließenden Problemen wohl kaum jemand erwartet hätte. Es wäre infam hier von einem neuen „The Blackening“ zu reden. Dafür sind beide Alben in sich zu einzigartig in ihrem Konzept. „Øf Kingdøm And Crøwn“ kommt diesem aber verdammt nahe.

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23.08.2022

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Machine Head auf Tour

31.07. - 02.08.25metal.de präsentiertFull Rewind Summer Open Air 2025 (Festival)Machine Head, Ministry, Hypocrisy, Kataklysm, Walls Of Jericho, DevilDriver, Knorkator, Rise Of The Northstar, Perkele, August Burns Red, Ektomorf, Thrown, Annisokay, Callejon, Nasty, Benediction, Ryker’s, Loikaemie, Deez Nuts, Bloodclot und KrisiunFlugplatz Roitzschjora, Roitzschjora
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15 Kommentare zu Machine Head - Of Kingdom And Crown

  1. Laniakea sagt:

    Dieses Album hätte auf „The Blackening“ oder meinetwegen zumindest auf „Bloodstone & Diamonds“ folgen sollen und alles wäre okay gewesen. Vielleicht hier und da ein bisschen zu lang, aber das ist Meckern auf höchstem Niveau, weil’s hier schon überwiegend sehr zünftig und hochwertig zur Sache geht.

  2. casualtie78 sagt:

    Ja,auf das Album bin ich mal gespannt-die vorab veröffentlichten Songs fand ich wider erwarten sehr gut. Konnte mit allem was nach „The blackening“ veröffentlicht wurde immer weniger anfangen-„Catharsis“ war dann der absolute Tiefpunkt.
    5 Songs wurden schon veröffentlicht plus angeblich 3 Interludes…macht noch 5 (für mich) bisher ungehörte Songs – lassen wir uns überraschen. 🙂

  3. ClutchNixon sagt:

    Ist das hier das nahezu perfekte Metal Album ’22? Wahrscheinlich. Auf jeden Fall hat jeder der Songs mindestens einen Part, der mir ein fettes Grinsen in die Fresse stanzt. Besser noch als auf the Blackening treffen hier maideneske Twin Leads auf Satzgesang und Tempi aller Art. Man ist ricgtig wütend, die Hoffnung aber bleibt spürbar. Resignation is nich. Die Höchstnote ziehe ich ob der für mich unnötigen Intermezzi nicht.

    GROß!!!

  4. ClutchNixon sagt:

    Ja ja, Punkte och noch.

    9/10
  5. Nici67 sagt:

    Es ist schon ein gutes Album, aber kein Überragendes für mich. Einige Songs sind einfach nur „gut“ und eben nicht besser. So z.B. Kill thy Enemies oder My Hands are Empty. Die Interludes sind auch recht störend, so was brauchts einfach nicht. Es finden sich dennnoch Kracher wie Chøke øn the Ashes øf yøur Hate, Slaughter the Martyr oder auch der grossartige Abschlusstrack Arrøws in Wørds frøm the Sky. Solides Album.

    7/10
  6. Llares sagt:

    Hatte nach Catharsis und dem Ausstieg von Demmel und McClain schon so meine Befürchtungen, dass Rob weiter in die Richtung schwimmt, aber nun bin ich erleichtert.
    Mit ner 8 bin ich dabei. Fettes Brett und viele Referenzen an The Blackening, mein absolutes Lieblingsalbum von MH. Slaugther the Martyr ist in der Gesamtheit grandios, wenn auch das Intro etwas lang. Hier und da ein paar kleiner Hänger, aber kein wirklicher Aussetzer. Definitiv wieder auf dem richtigen Weg,

    8/10
  7. ArtBeck sagt:

    Immer von allem zu viel – zerballert von Krawalloballo-Drums und spannend wie die neunte Wiederholung in Dolby Sourround. Hier klingt nix (wie bei nahezu allen modernen Thrash-Produktionen), hier knallt alles und wird’s mal ruhig, riecht man schon das Desinfektionsspray, so steril ist das ganze. Langweilig.

    6/10
  8. Tsurugi85 sagt:

    Was ein Brett! Seit The Blackening für mich bestes Album nach Catharsis, hätte ich nicht gedacht das sie noch was auf dem Kasten habe aber meine Fresse ist das gut. Hier stimmt alles geile Riffs und geile Melodien. Vielleicht haben sie neue Besetzung Gebrauch um wieder gut zu sein.

    9/10
  9. Watutinki sagt:

    Musikalisch gefällts, keine Frage, auch wenn das letzte Mega Death Album das ich wirklich ausufernd ghört habe, schon länger her liegt – Through the Ashes of Empires. Produktionstechnisch verhakelt es mir natürlich wieder den Spaß daran, so klinisch, so unerträglich zur Perfektion hochgepitscht, dass kein Grashalm dazwischen passt. War aber leider zu erwarten, man muss sich nur die neue Soilwork anhören oder Sepultura, akustisch verharmloster Hochglanz-Metal – wer’s mag.

  10. nili68 sagt:

    Klingt wie der Soundtrack zu ’ner Wrestling-Veranstaltung.

  11. ClutchNixon sagt:

    Ist das dein Universalposting für Bands eines bestimmten Labels? Wer hat das große Megadeth Album ‚through the Ashes of empires‘ damals nicht geliebt. Dave Flynts Vocals sind natürlich Geschmackssache 🤦‍♂️💆‍♂️

  12. doktor von pain sagt:

    Wer soll denn jetzt Dave Flynt sein?

  13. ClutchNixon sagt:

    Dave Mustaine und Robb Flynn in einer Person.

  14. doktor von pain sagt:

    Jepp, habe ich mir dann später auch gedacht. Der hat ein bisschen gedauert.

  15. ClutchNixon sagt:

    Aber das macht doch nichts 😂