Mötley Crüe - Saints Of Los Angeles

Review

Nach einigen eher dürftigen Veröffentlichungen aus dem Hause MÖTLEY CRÜE ist sicherlich jeder skeptisch geworden, ob die Band neben Medienskandalen wenigstens musikalisch noch mal etwas auf die Reihe bekommen wird. Vielleicht hat sich die Truppe selbst auch nicht so richtig zugetraut, mal wieder einen Klassiker wie „Dr. Feelgood“ oder „Shout At The Devil“ einzuhämmern.

Fakt ist jedoch, dass sich „Saints Of Los Angeles“ nahezu in den Breitengraden der Klassiker bewegt. Kein Witz, die Band klingt wie Anno 1986-1990, ohne sich dabei selbst zu kopieren. Die Herren Neil, Sixx, Mars und Lee scheinen endlich wieder Eier in den Hosen zu haben, rocken sie doch die 13 Stücke der Scheibe in einem wahnsinnig rotzigen Waschgang durch.

Thematisch ist die Platte eine kleine Abrechnung mit der Vergangenheit der Band. Natürlich muss der Titel die Stadt Los Angeles enthalten, kommt die Band doch aus selbiger. Schon der Prolog beschäftigt sich mit der Stadt der Engel und anschließend wuchtet „Face Down In The Dirt“ eine dermaßen aufgestaute Energie aus den Boxen. Der Song ist saucool und setzt sich sofort im Hirn fest, wie es schon die Stücke aus längst vergangenen Epochen konnten. Lautstärkeregler bitte voll aufdrehen. Auch die folgenden Tracks wie „What´s It Gonna Take“ (klasse Sonnenschein-Rocknummer), „Down At The Whisky“ (schöne Szenebeschreibung und Zeitreise), „MF Of The Year“ oder „This Ain´t A Love Song“ befinden sich auf einem angenehmen Level, während allerdings der Titeltrack „Saints Of Los Angeles“ zu den wohl besten MÖTLEY CRÜE-Stücken aller Zeiten gehört. Die Nummer ist einfach einwandfrei, räudig, fett und und und. Zum anchecken der Scheibe unbedingt zu empfehlen. Anzumerken ist hier noch, dass die Rocker bei diesem Nackenbrecher gesangliche Unterstützung u.a. von Josh Todd (BUCKCHERRY) und Jacoby Shaddix (PAPA ROACH) erhalten haben, was dem Song sichtlich gut zu Gesicht steht.

Produzent James Michael hat sich den Nöten und Bedürfnissen von MÖTLEY CRÜE angepasst und so einen rotzigen, harten und fetten Sound auf die Scheibe gepackt, dass kein Platz für Weichspülerei geblieben ist. Vince Neil kommt präsent rüber, ohne dabei die Mucke in den Hintergrund zu stellen. Die ausgewogene Mischung der Instrumente und des Gesangs ist vorzüglich. Der Mix ist anspruchsvoll und sehr differenziert gehalten. Fazit: Solch einen Sound kann man sich als Band eigentlich nur wünschen.

Interessierte sollten sich nicht von den Schreibereien und Berichten der Klatschpresse ablenken lassen und MÖTLEY CRÜE als reine Medienband abstempeln. Die Jungs konnten in den 80ern ordentlich rocken und es scheint, als ob sie das Feuer doch wieder gefunden haben. Anhänger der Band haben die Scheibe sicherlich schon länger als Import zu Hause stehen. Fans von Rock ´n´ Roll und Hard Rock sollten sich diese Scheibe ebenfalls nicht entgehen lassen. Das Teil lohnt sich wirklich.

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27.07.2008

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