Mörser - Pure Scum

Review

Die Geschichte der Bremer Death-Grinder MÖRSER ist rasch erzählt: 1996 fanden sich im Büro des amerikanischen Geschäftsmannes Percy Dollarbill acht junge Männer ein, um „eine gut-aussehende, verstörende, moderne, gewissenszerstörende, böse Band zu gründen, die gleichzeitig sympathisch und lustig sei.“ Wo Musik sei, sei auch Geld, so der Rat eines Freundes.
Man einigte sich auf den Namen MÖRSER, der „sehr böse klingt, aber nicht zu erschreckend, sehr international, aber nicht zu amerikanisch, aber sehr fortschrittlich“.
Dann begann Percy die Geldkuh zu schlachten.

So suggeriert einem die Band-Homepage (mit vorbildlichem Bundesliga-News-Ticker) die Bandgründung der acht noisigen Bremer Stadtmusikanten.
Doch wie verpackt man (mittlerweile) sieben Musiker in einer Death/Grind-Band, werden sich jetzt einige berechtigterweise fragen. Der Gesang, die Gitarre und der Bass sind jeweils doppelt besetzt, nur der Schlagwerker darf sich alleine austoben. Hinsichtlich des Konzeptes stiftet das Booklet Verwirrung meinerseits: Die CD sei eine Compilation der beiden Projekte PURE und SCUM (welche im Bandgerüst MÖRSER zusammengefasst werden?). Ebenfalls auf der CD vertreten sind zwei Comic-Kurzgeschichteh, zu denen die Musik den Soundtrack bildet, eine „einmalige Gelegenheit, wenn die Kunst Musik und Comic aufeinandertreffen“.
Naja.
Die Comics wurden erschaffen und handeln von einer Hauptfigur mit einer Gasmaske, der KOSMOPOLIT aka Simon Bjarnason. Ich, als Nicht-Comic-Genre-Kenner attestiere den Strips eine interessante und ansehnliche Aufmachung, einige andere Specials runden den reichhaltigen Multimedia-Part der CD vorbildlich ab.
Die Musik ist leider nicht so spektakulär und unterhaltsam. Die sieben Bremer zocken mäßig mitreißenden, groovigen Death Metal mit Grind-Attitüde inklusive einiger Dissonanzen. Die ersten vier Songs stammen von der mittlerweile ausverkauften EP „Scum“. Der Sound ist räudig und schmutzig,die Songs wechseln von stumpfen Stakkato-Parts („Scum/Interlude“) zu Grind-untypischen langen Instrumental-Passagen, die sehr abwechslungsreich gestaltet sind. Generell sind die Songs recht variantenreich ausgefallen. Melodisch, nicht allzu oft krachig-dissonanten Parts verweilend, um dann letztendlich in den am häufigst verwendeten Midtempobereich zurückzukehren. Durch die, im ersten Teil der Scheibe, übereinandergelegten Vocals klingt „Scum“ teilweise richtig schön krank, lediglich die holprigen Blast-Beats nehmen den Songs ein wenig an Fahrt und Druck, unterstreichen aber den crustigen Grind-Charakter.
Auf „Side Pure“, dem zweiten Teil der Scheibe, aus dem Jahr 2006 ist der Sound glattgebügelter und verliert etwas an seinem räudigen Charme. Dafür ist die musikalische Weiterentwicklung hörbar, die Songaufbauten sind gleich geblieben. Verwirrend grooven die Bässe bei „Desperate Attempt“ im Hintergrund, und auch die Blasts besitzen mehr Durchschlagskraft („Game Over“).

Unterm Strich bleibt eine ambitionierte und gute Portion grooviger Death Metal, das aber leider nicht das Zeug hat, ein Ausrufezeichen in der hiesigen Underground-Szene zu setzen. Aber allein durch die Verzahnung mit dem ambitionierten Comic-Konzept hebt sich diese Scheibe vom Gros ab.

23.01.2007

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