Lyriel - Paranoid Circus

Review

LYRIEL hatten es in der Vergangenheit wirklich nicht leicht. Mit ihren ersten beiden Alben “Prisonworld“ und “Autumntales“ konnten durchaus erste Achtungserfolge einfahren. Dann wechselten sie jedoch zum britischen Label Femme Metal Records, was zur Folge hatte, dass ihre dritte Scheibe “Paranoid Circus“ zwar positive Reaktionen in der Presse erntete, die Band aber wegen mangelnder Promotion in Vergessenheit geriet. Nach der ebenfalls in diesen Zeitpunkt fallenden Baby-Pause hat das Septett mit AFM Records endlich einen renommierten Partner gefunden, und wagt jetzt mit einem Re-Release von “Paranoid Circus“ den Neuanfang.

Das Material auf diesem Silberling ist klar auf den Gesang von Jessica Thierjung ausgerichtet. Aber wen wundert das auch bei einer Frontfrau, die ein derart variables Organ besitzt. Die Basis ihrer Darbietung ist ganz klar ihr zarter, fast elfenhafter Gesang, wie man ihn sonst von Liv Kristine (LEAVES EYES) oder Sharon den Adel (WITHIN TEMPTATION) kennt. Allerdings wagt sie auch immer wieder Ausflüge in andere Bereiche. So sind exotische Momente, wie man sie von Lisa Middelhauve (ex-XANDRIA) kennt keine Seltenheit. Aber auch Stimmbewegungen aus der Renaissance-Musik, die ansonsten hauptsächlich von Candice Night (BLACKMORE’S NIGHT) dargeboten werden, fließen in die Musik von LYRIEL ein.
Tatsächlich sind es wohl BLACKMORE’S NIGHT jene Band, die man am ehesten mit den Gummersbachern verglichen werden können. Gitarrist Oliver Thierjung gibt Soli zum Besten, die auch durchaus aus der Feder von Richie Blackmore (BLACKMORE’S NIGHT, ex-DEEP PURPLE) hätten stammen können, die Melodien bewegen sich häufig in einem ähnlichen Rahmen und auch das Keyboard-Spiel von Martin Ahman klingt mehr als einmal nach altertümlichen Spinett. Wo das amerikanische Liebespaar allerdings oft zurückhaltend, fast schon flach bleibt, durchbrechen die Deutschen dieses Schema und fügen ihrer Musik eine gehörige Note Bombast hinzu. Das dürfte vor allem auf die Tatsache zurückzuführen zu sein, dass mit der Cellistin Linda Laukamp und dem Geiger Joon Laukamp gleich zwei Streicher das Line-Up komplettieren und die gefühlvolle Melodieführung unterstützen.
Es gibt allerdings nicht nur ruhige Töne zu hören. Immer wieder beweist vor allem die Rhythmus-Sektion, dass LYRIEL durchaus auch Ambitionen in Richtung Metal haben. Gerade die Schlagzeug-Arbeit von Markus Fidorra überzeugt durch zahlreiche Wechsel in Tempo und Struktur, welche die Songs sehr abwechslungsreich gestalten. Mal nimmt er sich zurück, um den Melodien Raum zu lassen, mal trägt er den Hörer sanft durch die Songs; dann aber galoppiert er auch immer wieder forsch voran und packt sogar die Doublebass aus, was den Liedern einen unheimlich mitreißenden Touch gibt. In diesen Momenten springen dann auch Oliver und Bassist Tim Sonnenstuhl mit in die Bresche, um mit knackigen Riffs das ihre zur Eingängigkeit der Songs beizutragen.

Am Ende lässt sich eines feststellen: Der Neuanfang ist LYRIEL mehr als gelungen! Ihr Sound ist nahezu einmalig, ihr literarisches Konzept zeugt von großem lyrischen Können und die Musik schwebt geradezu zwischen zauberhaften Melodien und eingängig-rockenden Passagen. Wer keine Angst vor etwas neuem und einzigartigem hat, der sollte sich von dieser Band in andere Welten entführen lassen. Wofür Kriminelle Chloroform brauchen, benötigt diese Combo lediglich ihr Album “Paranoid Circus“.

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21.03.2011

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