Lycus - Chasms

Review

„Chasms“ von LYCUS ist der Nachfolger ihres 2013er-Debütalbums „Tempest“, und die erste Parallele zum Vorgängerwerk wird bereits beim Anblick des Albums offenkundig: Man greift erneut auf die wunderbare Arbeit des Italieners Paolo Girardi für das Artwork zurück und gibt damit auch schon rein visuell einen wunderbaren Vorgeschmack auf das, was LYCUS musikalisch in den kommenden knapp vierzig Minuten transportieren wollen – und, schon mal soviel, bei der aktuellen Veröffentlichung wird die durch die Optik geschürte Erwartungshaltung stärker erfüllt, als dies noch bei „Tempest“ der Fall war.

Viel haben die vier US-Amerikaner in den letzten drei Jahren auch an ihrer grundlegenden Rezeptur nicht geändert: Ihr satter Funeral Doom schleppt sich beharrlich in die Gehirnwindungen der Hörerschaft, tiefe Gitarren künden von stets drohendem Unheil, und gegrowlter Gesang hängt wie Donnerwolken über den vier Kompositionen auf „Chasms“. Gelegentlich werden auflockernde Elemente eingestreut, sei es ein ätherisches Cello, sakraler Klargesang oder eine zarte Frauenstimme – all dies findet auch auf „Chasms“ seinen Platz. Allerdings flüchtet sich das Quartett nicht mehr so häufig in schwarzmetallische Raserei, sondern ist bemüht, Spannung und Atmosphäre kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Hier hat durchaus ein Reifeprozess stattgefunden, denn gerade diese Fluchtbewegungen und häufigen Ideenwechsel waren und sind eine der Schwächen von „Tempest“.

Aber nichtsdestoweniger gilt, dass wir derart gestrickten Funeral Doom, hochwertig dargeboten, anno 2016 bereits zu Genüge kennenlernen durften. Das Problem: ESOTERIC sind dabei verschlingender, AHAB aufregender und MOURNFUL CONGREGATION schwärzer. LYCUS arbeiten sich nach wie vor zu sehr an den vermeintlichen Genrekonventionen ab, ohne eine eigene Duftmarke setzen zu können. Ihre Interpretation des musikalischen Szenequerschnitts tragen die vier Herren zwar überdurchschnittlich gut vor, und zugegeben: Es ist nicht so einfach, sich im Spannungsfeld dieser vorgenannten Funeral Doom-Größen zu behaupten, aber genau dies sollte der Maßstab für ein Werk sein, das nachhaltig in Erinnerung bleibt und eine Band in die Spitzenliga katapultiert. Da sind LYCUS noch nicht angekommen, auch wenn man sich, betrachtet man die Steigerung von „Tempest“ zu „Chasms“, in kleinen Schritten auf den Weg gemacht hat.

So gelingt es LYCUS insgesamt zwar nicht, Berge zu versetzen. Ein unterhaltsames Zweitwerk ist „Chasms“ dennoch geworden, das insbesondere mit einer seiner dichten Atmosphäre unterhalten und vornehmlich mit seiner Wucht und Schwere beeindrucken kann.

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11.02.2016

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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