Lutharo - Chasing Euphoria

Review

Soundcheck März 2024# 19

LUTHARO machen sich mit ihrem zweiten Album auf die Jagd nach Glücksgefühlen. Die dürften auch all jene bekommen, bei denen bereits das Debüt „Hiraeth“ und die vorangegangenen EPs mit ihrer frischen Mischung aus Thrash-, Power- und Melodic Death Metal Schmetterlinge im Bauch verursacht haben. Die kanadische Band aus Hamilton, Ontario knüpft mit „Chasing Euphoria“ nämlich genau dort an, wobei hier und da etwas Finetuning vorgenommen wurde.

Nachdem LUTHARO in den letzten Monaten bereits fünf der zehn Songs (plus Intro) als Singles vorausgeschickt haben, kann „Chasing Euphoria“ zumindest Fans der Band nur noch bedingt überraschen. Denn die wissen natürlich längst, wohin die Reise geht. Nur so viel, das restliche Material muss sich vor besagten Vorabsongs nicht verstecken. Grundsätzlich ist die Truppe um Frontfrau Krista Shipperbottom und Gitarrist Victor Bucur ihrem angestammten Stil treu geblieben, wobei man Pi mal Daumen festhalten kann, dass es stellenweise noch etwas saftiger aufs Fressbrett gibt als bisher, während gleichzeitig die eingängigen Momente noch besser reinlaufen und symphonische Keyboards das Ganze im Hintergrund untermalen, jedoch nie überfrachten.

LUTHARO setzen auf Peitsche und Zuckerbrot

Exemplarisch dafür steht bereits der nach einem kurzen orchestralen Intro ertönende Opener „Reaper’s Call“. Dieser geht mit messerscharfen Thrash-Riffs, schneidenden Leads und galoppierendem Schlagzeug zwar gleich satt nach vorne, gibt sich im Refrain aber ausgesprochen melodisch. Dreh- und Angelpunkt ist das Organ von Krista Shipperbottom, die sich einerseits unglaublich brutal die Seele aus dem Leib schreit, andererseits aber auch mit variablem Klargesang überzeugen kann. Dieser hat sich im Vergleich zum Vorgänger nochmal verbessert und klingt weder elfengleich noch weichgespült, sondern trägt stets einen leicht rotzigen Unterton mit sich und verdient klar das Prädikat Metal.

„Ruthless Bloodline“ erinnert zwischen mörderisch groovenden Stakkato-Riffs, donnernden Blastbeats und einem unverschämt eingängigen Refrain an die Glanzzeiten von KILLSWITCH ENGAGE, während „Time to Rise“ mit seinem einlullenden Gesangsarrangement am Anfang zunächst wie ein schwermetallisches Gutenachtlied anmutet, bevor es hart bolzend in einen epischen Chorus übergeht. Stücke wie „Bonded To The Blade“, der Titeltrack oder „Paradise Or Parasite“ wiederum enthalten zwar weiterhin Spuren von neueren ARCH ENEMY, LUTHARO setzen aber deutlich öfter auf den starken Klargesang ihrer Fronterin.

Dieser kommt bei „Born To Ride“ und dem abschließenden „Freedom Of The Night“ nochmal besonders zur Geltung, denn hier lehnen sich LUTHARO verstärkt in ihre Power-Metal-Seite und Frau Shipperbottom darf in klassischer Sirenen-Manier bis in Falsett-Höhen vorstoßen. Die Landsleute von UNLEASH THE ARCHERS lassen grüßen.

An den richtigen Stellschrauben gedreht

LUTHARO machen mit „Chasing Euphoria“ keine riesigen Sprünge, unternehmen aber an den richtigen Stellen Feinjustierungen, um das Bandprofil weiter zu schärfen. Querverweise zu anderen Bands gibt es natürlich, allerdings dreht die kanadische Band daraus stets ihr eigenes Ding und schreibt nie stumpf ab. Nicht unerheblich trägt dazu die markante Gesangsdarbietung von Krista Shipperbottom bei, die Instrumentalfraktion legt ihr dafür aber auch ein bretthartes und ebenso vielschichtiges Fundament.

Die Produktion ist modern und ausgesprochen wuchtig ausgefallen, das Material trotz kerniger Grundhärte stets zugänglich. Puristen und Oldschool-Kuttenträger werden wohl eher die Nase rümpfen, für die etwas spätere Metal-Generation und all jene, die nicht unbedingt einen analogen 80er-Sound brauchen, stellen LUTHARO aber definitiv eine Bereicherung dar.

 

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08.03.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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7 Kommentare zu Lutharo - Chasing Euphoria

  1. Watu sagt:

    Ich glaube hier bin ich wieder einer großen Sache auf der Spur! :))
    Naja, wäre mir auf jeden Fall lieber als Nightwish und Konsorten, erträngt sich nicht in übertriebenem Symphionic Bombast und hat etwas mehr Gitarren Wumms. Aber ich bin ganz ehrlich, ich kann dieses genre Zeugs das uns seit Jahren mit 08/15 Gedöns überflutet, einfach nicht mehr hören. Und wenn ich das Video sehe, Alter Schwede, ist Metal cringe geworden

  2. Werner sagt:

    Mir persönlich täts ohne die Kreischgesangpassagen mehr zusagen – aber das ist heute einfach in und hip.

    Wobei mir ergeht es umgekehrt, wie dem Watu – ich präferiere klar Nightwish:)

    Die Produktion der Lutharo finde ich jetzt nicht so dolle – das ist schon alles recht platt und im Goniometer auf Anschlag- geht also schon in die Übersteuerung rein und wurde arg komprimiert.

    Kenne jetzt nur die 5 Vorabtracks von Amazon –
    wie gesagt, ich kann weniger mit anfangen, auch wenn immer wieder schöne Passagen kommen –
    so rappelt die Double Bass alles in Blitztempo in Grund und Boden.

    Werde das ganze Album erst gar nicht anhören – spricht eine andere Klientel wie mich alten Knacker an.

  3. nili68 sagt:

    Wieso sind Nightwish hier Thema? Außer, dass ’ne Frau singt, haben die nichts gemein und cringe und Metal(Videos) gehören ja wohl bereits seit immer zusammen.
    Für den Stil sind das Lied und Video ganz okay. Möglicherweise ist das Label das Problem (Watu). Nur ’ne Vermutung..

  4. Watu sagt:

    Nein das Label ist nicht das Problem, auch wenn dieses Label fast immer einen Einfluss auf den Sound hat. Aber das ist in dieser Form einfach nicht mein Musikstil. Ich war dennoch froh, dass hier mal eine Frau singt, auch wenn der Gesang sehr wohl nach der tausendsten Female-Fronted- Symphonic irgendwas Band klingt, der Rest aber zumindest mal anders. Eher wie etwas das ausnahmsweise mal mit Metal zu tun hat.
    Das wollte ich zum Ausdruck bringen.

  5. nili68 sagt:

    Aha. Hätte man zwar geschickter machen können, aber you being you.. 😉

  6. Watu sagt:

    Das Cover finde ich gelungen, hatte darunter aber etwas anderes erwartet

  7. runningmelodeath sagt:

    Meiner Meinung nach auch wenn das so manche Kritiker anderer Fachmagazine ein bißchen anders sehen, sehe ich hier hingegen bzw. besser gesagt höre ich hier ein sehr interessantes Konzept welches an vielen Stellen gut funktioniert! Mehr davon! Gut!

    8/10