Lustfinger - Es gibt nichts zu bereuen

Review

Ziemlich fulminant legen die Punks von LUSTFINGER auf ihrem neuen Album los. Das Eröffnungsdoppel „Wir feiern unseren Untergang“ (mit BROILERS-Flair) und „Bumsilaki“ knallt schön rotzig aus den Boxen und animiert direkt sich ein Bier aufzumachen. So könnten DIE TOTEN HOSEN heute klingen, wenn sie nicht dem Kommerz verfallen wären. Geiler Einstieg, der leider etwas falsche Erwartungen schürt. DIE TOTEN HOSEN sind auch zugleich ein gutes Stichwort, orientieren sich die Münchner LUSTFINGER doch schon gerne am Sound der Düsseldorfer.

„Dafür dagegen“ ist ein gutes Beispiel für eine Annäherung an den kommerziellen Sound der Hosen. „Damenklo“ und „Mofa fahren“ lassen noch einmal aufhorchen, der Rest ist technisch gut gemacht, leidet aber an zu wenig eigener Identität. „Es gibt nichts zu bereuen“ ist ein Punkalbum, das irgendwo zwischen den Hosen und den eigenen Hits der Marke „Bitte lieber Staatsanwalt“ pendelt, dabei aber immer wieder vergisst, wer es wirklich ist. Das ist schade, denn nach dem geilen Eröffnungsduo hatte ich echt mehr erwartet.

Eher unscheinbare Nummern wie „Vergeben, vergessen“ oder „Es gibt nichts zu bereuen“ sind gut gemeint und gehen teilweise ganz gut ins Ohr, können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass hier mit aller Gewalt versucht wird in die gleiche Nische wie die beiden bereits genannten Bands aus Düsseldorf hineinzustechen. Das Problem hierbei ist aber, dass das Gros der Songs auf „Es gibt nichts zu bereuen“ weder der Hymnencharakter der BROILERS, noch das durchdachte Songwriting der TOTEN HOSEN bieten kann. Zudem wirkt hier alles ein wenig zahnlos. Sicher, LUSTFINGER waren nie die Brachial-Punks, aber ob das Material derart angebiedert sein muss, wage ich zu bezweifeln. Es wird mir auch nicht ganz klar, warum LUSTFINGER ab dem dritten Song den Fuß vom Gaspedal nehmen und das völlig ohne Not.

Unter dem Strich klingt das jetzt negativer als es gemeint ist, denn seien wir einmal ehrlich, LUSTFINGER waren nie Punks der Marke BOSKOPS oder SLIME. LUSTFINGER standen schon immer dafür das Leben zu genießen und genau so komponieren sie ihre Musik auch. Das klingt in den Ohren eines Punks vielleicht etwas soft, und die Produktion passt von daher ganz gut zum Songmaterial. Dass sich dadurch leider ein paar Rohrkrepierer (z.B. „Niemals vergessen“) einschleichen, liegt dabei fast schon in der Natur der Sache. Schlussendlich kann „Es gibt nichts zu bereuen“ nach dem genialen Eröffnungsduo dieses Niveau nicht ganz halten, und auch die Produktion ist für Punk zu wenig rotzig geraten. Trotzdem macht „Es gibt nichts zu bereuen“ einiges richtig, denn man muss den Songs Zeit geben sich zu entfalten.

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24.11.2019

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1 Kommentar zu Lustfinger - Es gibt nichts zu bereuen

  1. der holgi sagt:

    Achherrje, das ist Hosen-Punk, wobei, Punk isses nicht, sind die Hosen ja auch nicht. Und ja, Broilers auchn bissel, die sind aber auch nicht Punk.

    Da lobe ich mir The Exploited, DK und den ganzen alten Kram, ja, stimmt wohl, ich bin zu alt 😀

    Punk, ts ts ts

    3/10