Seit geraumer Zeit sind im Metalsektor zwei verschiedene Entwicklungen zu beobachten. Erstens gibt es Bands, die ihre Scheiben quasi back to the roots aufnehmen, sprich eigentlich nichts Neues bringen sondern lediglich versuchen, in den gegebenen, starren Grenzen ihrer Stilrichtung, neue Akzente zu setzen. Dann gibt es Bands, die auf Biegen und Brechen eine „Fortentwicklung“ ihres bisherigen Schaffens anstreben. Meist ist für den Musikfreund aber weder der eine noch der andere Weg wirklich befriedigend. Bei ersterer Entwicklung klingt das Material größtenteils recht altbacken und tausendfach durchgekaut, bei der zweiten fragt man sich hingegen häufig, was die Musiker überhaupt geritten hat, Elemente zusammenzupacken, die eigentlich gar nicht zusammengehören. In so Zeiten freut man sich dafür aber um so mehr, wenn mal eine Scheibe wie „The Wilderness“ erscheint. Denn obwohl die Slowaken auf diesem Silberling alle möglichen metallischen Sparten (wie Death, Doom, Gothic oder Black Metal) miteinander vereinen, hat man trotzdem immer das Gefühl, ein homogenes, zusammengehöriges Ganzes zu vernehmen. Ein durchgehendes Wechselspiel zwischen langsamen, getragenen, teils verträumten, teils gar doomigen Momenten und aggressiven und wüst geknüppelten, schnellen Parts lassen nie Langeweile aufkommen. Genug Melodie ist ebenfalls vorhanden, da hat man sich wirklich Mühe gegeben. Das Keyboard spielt dabei aber eigentlich eine untergeordnete Rolle, verleiht der Scheibe manchmal aber trotzdem den letzten Schliff. Besonderes schön sind bei „The Wilderness“ die cleanen Gitarren eingegliedert, irgendwie kommt durch ihre Spielweise ein sehr intensive, fernöstliche Atmosphäre auf. Der Gesang ist ebenfalls sehr variabel, es wird bis auf weiblichen Gesang wirklich das komplette Spektrum von A bis Z in das Liedgut eingeflochten. Allerdings denke ich, dass eben der Gesang, ob clean oder extrem, nicht immer auf Gegenliebe stossen wird. Vor allem der cleane Gesang klingt oft ziemlich schräg. Aber obwohl man objektiv wohl sagen dürfte, dass dort Übungsbedarf besteht, gefällt er mir persönlich mittlerweile doch ungemein gut. Vor allem beim nicht aus dem Hirn zu verbannenden Ohrwurm „Fallen Beauty“ wüsste ich mittlerweile echt nicht mehr, wie man das besser einsingen könnte. Insgesamt gesehen, liegt mir ein sehr gut produziertes Album vor, das ziemlich eigenständig klingt und durch seine variable musikalische Spannbreite eigentlich nie langweilig wird. Als Anspieltipp würde ich das bereits erwähnte „Fallen Beauty“, den Opener „Curse“ und eines der schnelleren und trotzdem noch ziemlich melodischen Stücke, „Doomsday“ vorschlagen.
Für mich war "The Wilderness" ein Spitzenalbum. Aber es scheint, daß man heutzutage eingängiges Lala ala Dimmu Borgir oder schrottiges Hüpfcoregeschepper produzieren muß, um die verdienten Lorbeeren einzuheimsen.Gerade WEIL die Songstrukturen nicht orthodox (= vorhersehbar) sind, macht das Album so interessant. Das Cover mag zwar nicht jeden Geschmack treffen,ist aber wenigstens echt gemalt und nicht so ein Hypertechnologisches Computerartwork, was heutzutage fast jeder, der mit dem PC (o.ä.) umzugehen versteht, zustandebringt.