Lunar Tombfields - An Arrow To The Sun

Review

LUNAR TOMBFIELDS veröffentlichen ihr zweites Album „An Arrow To The Sun“, den Nachfolger von „The Eternal Harvest“ (2022). Ob die zeitliche Nähe Auswirkungen auf das Resultat hat?

Black Metal aus Frankreich – LUNAR TOMBFIELDS

Sänger, Gitarrist und Bassist M. (ABSOLVTION) gründete LUNAR TOMBFIELDS 2020 in der Nähe von Nantes, Frankreich. Bald schloss sich Schlagzeuger und Gitarrist Äaerzerath (NATREMIA) an. Gemeinsam entwickelte das Duo ihren atmosphärischen Black Metal, in Folge kam es zum Plattenvertrag mit dem Genre-Label Les Acteurs de l’Ombre Productions.

„An Arrow To The Sun“ – das zweite Album des Duos

Überspitzt formuliert hätte sich Anfang der Neunziger Norwegen den Black Metal als regionale Spezialität schützen lassen können wie andernorts Champagner oder Schwarzwälder Schinken. Der Black Metal entwickelte sich beständig weiter, unter anderem in Nordamerika von bspw. WOLVES IN THE THRONE ROOM. In diesem stilistischen Spannungsfeld des Black Metals liegen LUNAR TOMBFIELDS.

„An Arrow To The Sun“ beginnt mit dem dramatischen, dunklen Intro „An Elegy To The Fog Dancer“. Eindringliches Riff, hypnotische Leads, schleppender Rhythmus, gequälte Schreie aus dem Hintergrund, Doom und Black Metal in einer Klangwand vereint. Das mit 3 Minuten kürzeste Stück des Albums, alle anderen Songs sind mindestens 8 Minuten lang, leitet in „Solar Charioteer“ über. Das Lied ist zunächst hektisch schnell mit bissigen, eingängigen Melodien und schmerzhaftem Gesang, dramatisch verzweifelt bis depressiv, was eine erstickende Atmosphäre erzeugt. Im weiteren Verlauf verlangsamt sich das Stück mit seinen dissonanten Harmonien, nicht ganz untypisch für den modernen Black Metal ihrer Heimat Frankreich oder deutschen Formationen wie KARG. LUNAR TOMBFIELDS haben ihre ursprünglichen norwegischen und nordamerikanischen Einflüsse erweitert.

„Représailles“ ist langsamer und geradliniger gestaltet, zwischen düster-melodischer Melancholie und purer aggressiver Wut. Berauschende Leads, eindringlich verzweifeltes Geschrei, das die Dunkelheit in die Welt ruft, dezente Ausflüge in den Post Black Metal. Das Stück leitet am Ende über in „As Iron Calls, So Pile The Dreams“. Zunächst gesampelte Vocals, schnelle melodische Riffs und gequälte Schreie sorgen für Intensität. Es wird wieder langsamer und bitterer, dazu ruhige Akustikgitarren. Zum Schluss gibt es noch einen regelrechten Geschwindigkeitsrausch, der nach der kontemplativen Passage umso rasanter wirkt. „The Amber Herd“ glänzt in der ersten Hälfte mit Twin-Gitarren, dazu wechselnder Gesang, energische Ausbrüche, Post-Black-Metal-Elemente. Das abschließende, recht uninspirierte „Le Chant des Tombes“ fällt qualitativ deutlich ab. Abgesehen vom cleanen Gesang liefern hier LUNAR TOMBFIELDS nichts, was es nicht auf den vorherigen Songs gab und wiederholen sich stattdessen in ihrem Ausdruck.

Überhaupt fällt auf, dass LUNAR TOMBFIELDS gerade im letzten Drittel von „An Arrow To The Sun“ nachlassen. Die Stücke sind gut arrangiert und gespielt, aufgrund der aber begrenzten Auswahl an Stilmitteln wie zum Beispiel dem Geschrei wiederholen sich Ideen im Verlauf, was zu unnötigen Längen führt.

Veränderungen führen zu einem etwas anderen Ergebnis

LUNAR TOMBFIELDS haben sich mit „An Arrow To The Sun“ verglichen zu „The Eternal Harvest“ stilistisch weiter geöffnet, ohne allerdings den Atmospheric Black Metal zu verlassen. Die immer noch epischen Stücke sind mit 8 bis 9 Minuten verglichen zu den durchschnittlich 10 bis 11 Minuten auf dem Debüt kompakter. Tatsächlich könnten sie noch kürzer sein, da zwar Abwechslung vorhanden ist, teilweise aber der Spannungsbogen abfällt. Das Gespür für interessante Melodien, die allerdings typisch für das Genre sind, sowie die vorherrschende Dramatik wurden beibehalten. Neue Akzente setzen LUNAR TOMBFIELDS nicht. Die Vision ist klar, nunmehr mit einem besser definierten Selbstverständnis. Die weitere Entwicklung bleibt spannend.

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14.12.2023

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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2 Kommentare zu Lunar Tombfields - An Arrow To The Sun

  1. sardine sagt:

    Ich mag vieles von dem französischen Zeug gerade was über Les Acteurs de l’Ombre Productions kommt.
    Treffen recht oft meinen Nerv.
    So auch hier, wenn es auch keinen sofortigen Kaufreflex auslöst, dazu ist es leider doch ein wenig zu unorginell. Denn da liegt das große Problem der ganzen französischen Bands und auch des ganzen Genres, die Gefahr dass alles sehr ähnlich bis gleich klingt ist leider sehr groß. Die Bandbreite in der man sich innerhalb des Genres abgrenzen kann ist leider sehr gering. Daher ist das hier zwar solide, aber sticht leider nicht aus der Masse heraus. Daher eine solide 7 von mir.
    Meine absolute Favoriten aktuell im Bereich Atmo BM aus Frankreich und ebene speziell von Les Acteurs de l’Ombre Productions sind definiitv „Jours Pâles“ gerade mit ihrem 2022 Release ‚Tensions‘ haben sie wie ich finde einen echten Standard gesetzt wie dieses Genre klingen kann und dass dort einiges an Abwechslung möglich ist ohne den Grundpfad zu verlassen.

    7/10
  2. deadguy sagt:

    Ich mag das Label auch sehr, vor allem weil sie zur Bemusterung noch Original-Digis springen lassen. Das hier ist eins der wenigen was ich noch nicht kenne, muss ich noch ändern. Die Jours Pales ist klasse, hat was angenehm proggiges und so nen Großstadt-Feeling, ich persönlich feiere vom Label Pensees Nocturnes ja am meisten, das ist aber sehr spezielle Musik die nicht jedem gefällt und man sich nicht ständig geben kann, ok ich eigentlich schon.