Lunar Aurora - Mond

Review

An hochwertigen Black Metal Veröffentlichungen aus deutschen Landen hat es dieses Jahr wirklich nicht gemangelt. Nachdem NOCTE OBDUCTA mit ihren beiden „Nektar“-Teilen bereits die verdienten Lorbeeren eingefahren haben, SECRETS OF THE MOON ihrem genialen letzten Album gerade erst die „Exhibitions“ EP folgen ließen und uns nächsten Monat noch das langersehnte neue DORNENREICH (AUT) Album erwartet, beglücken uns auch LUNAR AURORA mit ihrem siebten vollwertigen Album. Und das reiht sich nahtlos zwischen den erwähnten Perlen ein!
Alles andere hätte mich aber auch gewundert, waren LUNAR AURORA doch schon immer eine Bank im avantgardistischen Black Metal. Nicht erst seit dem Schillerjahr ist den Bayern diese einmalige lyrische Tiefe eigen, die ihre Kompositionen zu etwas Besonderem machen. So reduziert und frei von jeglichem sprachlichem Pomp und Pathos die Texte auch sind, überrascht es doch immer wieder, wie viel sie auf ihren schmalen Schultern zu tragen vermögen.
Auf der musikalischen Seite hingegen präsentiert sich das Trio sehr mächtig. Stilistisch bewegt sich „Mond“ mit seiner Vehemenz und seiner Intensität zwischen SECRETS OF THE MOON und alten EMPEROR. Die rasanten Songs scheinen in ihrer Düsternis jegliches Licht zu verschlucken, sodass der „Mond“ eher einer Mondfinsternis gleicht. Während die von reichlich Blastbeats angetriebenen schnellen Teile dominieren und das grimmige Antlitz des Mannes im Mond prägen, mengen sich immer wieder Momente ein, die scheinbar die Kehrseite des Mondes zum Vorschein bringen: entschleunigende, verstörende Breaks und stilfremde Instrumente wie majestätische Fanfaren („Rastlos“) oder beklemmende Flötenklänge („Grimm“, „Schwarze Winde“). Begleitet werden die Lieder häufig von vorsichtigem Keyboardeinsatz, der jedoch nie störend oder weichspülend wirkt, sondern gerade durch seine Zurückhaltung der Stimmung einen subtilen, noch bedrohlicheren Charakter gibt. Dieser Abwechslungsreichtum ruft einem des öfteren den Nektar in Erinnerung. Dennoch wirken LUNAR AURORA um einiges eisiger und kompromissloser als NOCTE OBDUCTA, was hauptsächlich an den im Vergleich zu den Mainzern weniger offensichtlichen Melodien liegt. Jeder einzelne Song auf „Mond“ versteht es auf eine jeweils einzigartige Weise, den Hörer in einen akustischen Rausch zu versetzen und übt dabei eine ähnliche Faszination auf ihn aus, wie sie der Erdtrabant seit jeher auf den Menschen hat…
Nichts ist so konstant wie die Veränderung. Die einzige Konstante bei den Bayern scheint demzufolge das endlose Drummerdilemma zu sein, das sich auch auf „Mond“ fortsetzt. Eingespielt wurde die Scheibe wieder von Profanatitas, der vor drei Jahren bereits bei der „A haudiga Fluag“ Split hinter den Kesseln saß. Und da wirklich nur die Veränderung konstant zu sein scheint, gibt die offizielle Website der Band nun einen neuen festen Drummer namens Malphas bekannt, der in Zukunft den Takt angeben soll.
Mit „Mond“ haben LUNAR AURORA einmal mehr ihren festen Sitz im Triumvirat des deutschen Avantgarde Black Metal behauptet und für mich eines der stärksten Alben des Jahres veröffentlicht.

11.10.2005
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