Lunar Aurora - Ars Moriendi

Review

Viele Tage ist es her, als mir der neue Release der deutschen Black Metal Ausnahmeformation LUNAR AURORA zugespielt wurde. Einerseits war ich enorm gespannt und froh, „Ars Moriendi“ in den Fingern halten zu können, aber auf der anderen Seite war mir auch bewusst, dass es sich hierbei um ein aussergewöhnliches Werk handelt, das mehr als die meisten anderen Releases in der letzten Zeit zu polarisieren weiß.

LUNAR AURORA spielen auf ihrem neuesten Output nicht einfach Black Metal; sie zelebrieren eine Musik, erheben das Kernstück, die hasserfüllte intensive Monotonie, auf eine andere Ebene der Kunst, so dass die Bezeichnung Black Metal nur schwerlich an „Ars Moriendi“ haften bleiben will. Neun markante, tief emotionale Stücke, die ihre Kraft nicht aus Schönmalerei und gezügelten, versüßten Melodiekonstrukten schöpfen, sondern vielmehr ein bösartig düsteres Grundgerüst aus rauhen, schnellen Gitarren und Drums aufbauen, das durch fremdartige Tonfragmente und Breaks erschüttert wird, um aber gleichzeitig vom morbiden, zerfressenden, dem Black Metal entstammenden Gesang zusammengehalten zu werden.

„Ars Moriendi“ bietet einen musikalisch so subversiven Blickwinkel auf die Black Metal Szene der letzten Monate und Jahre, dass jeder, der nicht bereit ist, sich intensiv mit dem Konzept, das die Songs verfolgen, auseinanderzusetzen, zwangsläufig irritiert die Nase rümpfen wird. Doch auch diejenigen, die bereit sind, sich länger mit der Kunst von LUNAR AURORA zu beschäftigen, sollten nicht erwarten, dass sie für ihre Mühen mit der kompletten Einsicht und bittersüßer Erkenntnis beschenkt werden – „Ars Moriendi“ bleibt ein tragisches, bösartiges Klangspiel.

Wenn ich einen Vergleich strapazieren dürfte, wären wohl Bands wie CRADLE OF FILTH oder DIMMU BORGIR die Hollywood Produktionen, während diese Scheibe ihre Zielsetzung anders sieht und sich, um beim Vergleich zu bleiben, wie ein Film Noir oder eine Aki Kaurismäki Produktion darstellt.

26.08.2001
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