Lucifugus - Demonstration 2

Review

Lucifugus ist das Einzelprojekt eines gewissen Manuel Trummer, der, nach einigen gescheiterten Bandmitgliedschaften, damit nun ohne Kompromisse seinen Vorstellungen nachgehen will. Daß Black-Metal für ihn mehr als Cool-Tun bedeutet und es ihm auch keineswegs ums blinde Nacheifern irgendwelcher Vorbilder geht, daß macht die dreiseitige Info deutlich. Darin ist u.a. eine interessante Ausführung über Nietzsche und La Vey(s Satanismus) enthalten, deren Einfluß – neben einigen Dichtern – für außergewöhnlich viel Hintergrund in den Songtexten sorgt… Was leider nicht ganz so sympathisch und schlüssig daherkommt, ist der konkrete Kassetteninhalt: Eine unterklassige Produktion kann, speziell bei Demotapes, gewiß ein kultiges Flair schaffen – im Falle Lucifugus ist dieser rauschige, übersteuerte Sound nicht glücklich, wird doch nur zu deutlich, wie sehr es dem Musiker um Vielschichtigkeit und Einzigartigkeit geht. So kommen z.B. die (stellenweise imposanten) Klassikelemente nicht recht zur Geltung, weil das Keybaord arg flächig klingt. Unterdessen tackert der „Mr.PC“ (wird langsam zur Seuche in dem Bereich) mehr wie eine Nähmaschine als ein Schlagzeuger und wirkt sich keineswegs positiv auf die beachsichtigte intensive Stimmung aus. Nun abgesehen von der Aufnahme: Da darf man sich mal über Texte mit Niveau freuen und prompt werden einem geistvolle gesampelte Phrasen wie „…das Licht der Sonne ist mein tödlicher Feind!“, „Was ist für einen Mann das Schönste im Leben? – Zu kämpfen mit dem Feind … sich zu erfreuen am Geschrei der Weiber!“ um die Ohren gehauen. Weiterhin ließe sich darüber streiten, inwiefern eine Black-Metal-Coverversion von Blind Guardians Gröhlhymne „A Bard’s Song“ sinnvoll ist. In diesem Stück entfährt meinen Boxen – scheinbar als Antwort auf meinen fragenden Gesichtsausdruck – dann ein ordentlicher Rülpser, den ich mal als ironisierenden Versuch Innovation in diesen Stil zu bringen werte. Soviel vorerst zu den negativen Aspekten: Mit „Then“, das ein wenig von Abigor hat, ist dem jungen Herrn ein recht kraftvolles Stück gelungen. Neben dem hysterischen Gelächter und dem überdurchschnittlichem Geschreie, sind auch die zweitstimmigen Gitarrenleads recht gelungen. „The Days of Defiance“, das am Anfang etwas an Summoning erinnert, kommt verspielter, fast schon heiter rüber und schafft es ebenfalls sich vom BM-Mittelmaß abzuheben. Insgesamt muß ich sagen, daß ich gut daran tat, dem Ganzen mehr als ein Dutzend Durchgänge zu geben, denn die meisten Strukturen brauchen ihre Zeit, erscheinen erst nach und nach weniger willkürlich. In „Manifest (Progressus Dei)“ wird allerdings wirklich die Obergrenze an verkraftbarer Schnörkelei erreicht: so deutet sich z.B. eine schöne Melodie (im Stile Enids) an, doch dann funken unvermittelt spacige Elektro-Trip-Hop-Experimente und später gleichsam eine schräge Skalenübung dazwischen und lassen die Musik letztlich nicht richig „atmen“. Bei all den verschiedenen Einflüssen und dem Bestreben um Unkonventionalität wie auch Komplexität, es ist scheinbar nicht weit zu einer übercouragierten, stilarmen Collage von Rhythmen und Sounds (ähnlich bei Drawn oder Shining of Kliffoth). Insgesamt bin ich aber guter Dinge, daß der Musikstudent die positiven, eigenen Ansätze erweitert und dabei im Zweifelsfall einen Gang zurückschaltet, um nicht für sich selbst zu intelligent und progressiv zu werden bzw. sein zu wollen.

03.08.2000

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