Luzifer: Der Rebell, der Größenwahnsinnige, der Gott herausgefordert hat. Diese Assoziationen lassen mich von einer Band, die in ihrem Namen die Existenz des gefallenen Engels bestätigt, ebensolch wilde, aufrührerische Musik erwarten. Dabei überraschen LUCIFER WAS mit zahmem, schöngeistigen Prog. Für ihr ehrgeiziges viertes Album umgaben sich die Norweger mit dem Kammerorchester von Kristiansand, dementsprechend klassisch mutet das Ergebnis an – allerdings geschmackvoll und frei von dem Kitsch, der allzu oft vergleichbaren Genre-Ergüssen anhaftet.
In der orchestralen Kulisse spielen sich nostalgische Spektakel ab, die an diverse Bands der 70er erinnern. Sowohl JETHRO TULL als auch pompösere QUEEN lassen sich heraushören, beispielsweise in dem flotten „By A White Lace“, dessen Melodie entfernt an „Miracle“ erinnert. Warmer Gesang, lässige Gitarren und eben diese Orchester, die sich deutlich von Konserven-Gedudel unterscheiden, machen „The Crown Of Existence“ zu einem besonderen Erlebnis, auch wenn diese Kombination von Zutaten an sich nicht originell ist. Man hört den Künstlern an, dass sie mit Leidenschaft und Kenntnis an das Projekt herangehen, das in 15 Songs quasi die Geschichte der Menschheit erzählt und die Eckpunkte religiöser Philosophie umreißt. Auch kein brandneues Thema im Rock, aber die Aufbereitung ist alles.
„The Crown Of Existence“ fordert durchaus einige Durchläufe, um zu zünden, aber wenn man konzentriert hinhört, offenbaren sich nach und nach unzählige schöne Momente. Angenehm fällt auf, dass trotz des ambitionierten Konzepts in der Musik nichts von Progressivität um der Progressivität willen zu spüren ist – auch wenn einige Songs austauschbar wären, ist das Projekt im Großen und Ganzen schlüssig und nicht zu zerfahren.
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