Lucifer - Lucifer V

Review

LUCIFER haben nicht nur bereits seit längerer Zeit ihre Idealbesetzung gefunden, sondern sich auch in Sachen Signature Sound so richtig eingegroovt. Treibende Kraft bleibt natürlich das Ehepaar Platow Andersson/Andersson Platow, aber auch die übrigen Stellen der Band sind hochkarätig besetzt, u.a. mit Martin Nordin (DEAD LORD) an einer der beiden Gitarren. Nach zwei wirklich starken Platten, auf denen die Band ihren Stil weitgehend perfektionieren konnte, muss sich die neue Scheibe „Lucifer V“ vor allem einer Herausforderung stellen: Das eigene hohe Niveau zu halten.

LUCIFER – Herausforderung, das eigene hohe Niveau zu halten

„Fallen Angel“ ist die logische Wahl als Opener, aber auch die absolute Nummer sicher. Flott vor sich hin rockend, irgendwie gefällig, spielt die Nummer aber noch bei weitem nicht das gesamte Potential der mittlerweile komplett in Schweden beheimateten Formation aus. „At The Mortuary“ geht schon wesentlich besser ins Ohr, genau wie das direkt folgende „Riding Reaper“, letztlich ist aber auch klar, warum dieses Mal kein Song aus dem Eröffnungs-Triple als Single ausgewählt wurde. Alle drei sind zwar keinesfalls schwach, es gibt aber in der Diskografie einfach bereits stärkeres, vergleichbares Material.

Mit dem Engtanz in der Gruft („Slow Dance In A Crypt“) wird es dann das erste Mal deutlich morbider, direkt bleibt auch mehr dauerhaft beim Hörer hängen. Gleichzeitig fällt aber auf: Manchmal ist die Morbidität zu plakativ, zu gewollt. Am besten klingt es, wenn der verruchte Bar-Sound geschickt um ein paar extra tief gestimmte Gitarren erweitert wird und, wie in „Nothing Left To Lose But My Life“, das wirklich nach „Geschichten aus der Gruft“ klingt, statt nur in den Texten diese Richtung einzuschlagen.

Apropos, der Schlussakkord ist grundsätzlich eines der Highlights des Albums. Das tiefschwarze, schwere Haupt-Riff funktioniert erstaunlich gut in Kombination mit den ansonsten eher klassischen Rock-Vibes der Platte und sorgt damit für echte Abwechslung. Zweiter absoluter Ausreißer nach oben: „Maculate Heart“, der einzige wirkliche Hit auf „Lucifer V“, der sogar auf einem der beiden hervorragenden Vorgänger-Alben zu den besten Songs gehört hätte.

Das alles klingt jetzt negativer, als es eigentlich ist. Das Dilemma auf diesem grundsätzlich alles andere als schwachen Album: Gleichzeitig möchten LUCIFER immer authentischer nach 70s-Rock klingen, aber dennoch irgendwie ein doomiges Grundthema beibehalten, was dieses Mal nicht mehr so gut gelingt, wie auf den letzten Platten. Irgendwie fehlt „Lucifer V“ ein wenig die Leichtfüßigkeit.

Leichter AC/DC-Effekt – „Lucifer V“

Es wird auch auf dieser Platte deutlich: LUCIFER machen genau die Musik, die sie machen wollen. Auch auf „Lucifer V“ funktioniert die Mischung aus klassischen 70s-Rock-Riffs und Johannas säuselndem Gesang grundsätzlich wieder bestens. Dennoch, man muss ehrlich sein: Ein leichter AC/DC-Effekt ist nicht von der Hand zu weisen, handelt es sich doch bereits um den dritten Longplayer auf dem der Sound nur noch marginal geändert wurde.

Gerade die erste Hälfte der Platte besteht praktisch ausschließlich aus soliden Rockern – davon haben LUCIFER aber bereits Dutzende im Angebot, die dabei oft zwingender ausfallen als das neue Material. So bleibt eine solide Platte mit zwei wirklich starken Ausreißern nach oben, aber das wirklich hohe Niveau der letzten beiden Alben kann dieses Mal trotzdem nicht ganz gehalten werden.

20.01.2024

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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