Lucifer - Lucifer II

Review

Jetzt wird’s teuflisch: Doch halt, Frontfrau Johanna Sedonis hat sich nicht etwa mit dem Gehörnten selbst eingelassen, sondern stattdessen mit Alleskönner Nicke Andersson (THE HELLACOPTERS, IMPERIAL STATE ELECTRIC, ENTOMBED) ein absolutes Genie für LUCIFER gewinnen können, das anhand seines musikalischen Schaffens wohl mit dem Teufel im Bunde sein muss. Nebst Schlagzeug und Bass übernahm der Schwede nämlich gleich auch noch die Produktion des neuen Albums, sowie die Hälfte aller Gitarrenparts. Ob „Lucifer II“ euch ein diabolisches Hörvergnügen bietet oder die Platte bis in alle Ewigkeiten ins Fegefeuer gehört, erfahrt ihr hier!

LUCIFER – Die Seventies in den Knochen

Dass sich das Trio soundtechnisch an Rockgrößen wie BLACK SABBATH, STEPPENWOLF oder BLUE ÖYSTER CULT orientiert, wird bereits beim Opener „California Son“ klar. Das groovige Eröffnungsriff sprüht nur so vor Nostalgie und bietet dreieinhalb Minuten volles Fahrvergnügen auf dem Rock-’n‘-Roll-Highway. „Dreamer“, die dritte Singleauskopplung der Platte, ist das frühe, aber dennoch vollends überzeugende emotionale Highlight auf „Lucifer II“. Hier stimmt einfach alles! In erster Linie überzeugt aber natürlich Johanna Sedonis‘ düster-atmosphärischer Gesang und die feine Gitarrenarbeit.

Die Retro-Rock-Nummer „Phoenix“ sowie das doomige „Dancing With Mr. D“ sind exemplarisch dafür, was sich sowohl als größte Stärke als auch Schwäche des Albums erweist. Der Großteil der Songs punktet mit abwechslungsreichem Songwriting und herausragenden Gitarrensolos. Auch in Sachen Soundvielfalt und Facettenreichtum hat das Trio im Vergleich zum Vorgänger „Lucifer I“ dazu gelernt. Allerdings fehlt LUCIFER letzten Endes zu oft der finale Feinschliff, der den Funken endgültig überspringen lässt.

Dass die Okkult-Rocker sich augenscheinlich von einer Vielzahl an Genres haben inspirieren lassen, bügelt die ein oder andere Schwäche der Platte jedoch wieder aus. So kann „Reaper On Your Heels“ mit Einflüssen aus dem Blues auftrumpfen, während das gefühlvolle „Before the Sun“ beinahe schon den Charaker einer Powerballade hat. Mit dem Schlusspunkt „Faux Pharaoh“ beweist das Trio einmal mehr, dass sie Iommi & Co. tief in ihren Herzen tragen. Das Hauptriff der Nummer klingt unverkennbar nach dem Altmeister. Nicht nur deswegen ist der Song wohl die mit Abstand stärkste Darbietung der Band bis dato.

Sind zumindest Anwärter auf den Preis für den Leder-Look des Jahres: LUCIFER

„Lucifer II“ – Überzeugend, aber nicht überwältigend

„Lucifer II“ präsentiert neun gute bis sehr gute Songs, deren Wurzeln im Classic und Hard Rock der Siebzigerjahre zu verorten sind. Johanna Sedonis sorgt mit ihrer einzigartigen Stimme für den ein oder anderen Gänsehautmoment, abgerundet durch den authentischen Sound von Gitarre, Bass und Drums. Leider können die einzelnen Nummern insgesamt zu wenig denkwürdige Akzente setzen. LUCIFER und ihr „Heavy Magic Rock“ gehören im Bereich des Occult Rock zwar fraglos zu den aufstrebenden Genregrößen, können sich allerdings noch nicht ganz von der Vielzahl artverwandter Bands abheben, um ganz oben mitzuspielen. Das Potential für Größeres ist in der aktuellen Bandbesetzung jedoch auf jeden Fall vorhanden. Womöglich sorgt „Lucifer III“ ja dann für ein musikalisches Inferno.

04.07.2018
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