Lucifer - I

Review

Dass Johanna Sadonis nach THE OATH nun unter dem noch deutlicheren Banner von LUCIFER im Sinne des Dunklen die Stimme erhebt, ist inhaltlich folgerichtig. Das Okkulte steht auf „I“ lyrisch selbstredend weiterhin im Mittelpunkt. Dass das Logo ihrer neuen Band in klassischen Siebziger-Lettern erscheint, ergibt ästhetisch Sinn – so, wie ihr Zusammenwirken mit Garry „The Wizard“ Jennings (Ex-CATHEDRAL, DEATH PENALTY) als musikalisch naheliegend erscheint. Ihr in Schlag(13)distanz zu THE OATH präsentierter Rock mit erheblicher Doom-Kante hat seine Wurzeln deutlich im Jahrzehnt der Schlaghose. Auch die Betitelung des LUCIFER-Debüts mit „I“ erscheint als wohldurchdacht. Neben anderen hört das Erstlingswerk von DANZIG auf diesen Namen und im Opener „ABRACADABRA“ trifft ein Riff, dessen sich auch John Christ nicht geschämt hätte, auf klassische, frühe BLACK SABBATH.

Auf letztere wiederum wird an anderer Stelle ganz direkt verwiesen: Der viertel Titel der Platte beginnt nicht nur mit Kirchenglocken und wird dann von einem Iommi-Riff getragen, er heißt passenderweise gleich wie die Väter des gesamten Genres. Der Gesang von Sadonis zwischen Farida Lemouchi (THE DEVIL’S BLOOD) und Sharie Neyland (THE WOUNDED KINGS) bzw. diversen anderen der aktuell zahlreich existierenden female-fronted Bands schließlich entspricht auch dem in diesem Kontext Erwarteten.

Und tja. Diese Ballung des Erwartbaren, diese konsequente Verortung in der Mitte einer fortgesetzt prosperierenden Szene, die macht LUCIFERs „I“ in meinen Ohren vielleicht zu einem ganz nett funkelnden Sternchen, aber nicht zu dem unheilvoll düsteren Magneten, der es hätte werden können.

Dabei hat die Musik auf „I“ unberstreitbar ihre Qualitäten: Garry Jennings liefert hier hörbar nicht die ersten Songs seines Lebens und einiges ist (auch im Detail) gelungen. So wird beispielsweise im zweiten Teil des bereits erwähnten und sprechend betitelten „Sabbath“ charmant der Gitarrensound der frühen PARADISE LOST integriert. Und Johanna Sadonis singt wie gewohnt ausdrucksstark und häufig wirklich verführerisch-faszinierend – man nehme exemplarisch den intensiven Beginn von „Morning Star“.

Insgesamt aber fehlt (zumindest mir) das Überraschungsmoment, das Unverwechselbare und haben die Songs trotz aller Souveränität der Beteiligten nicht die Klasse derer von eben THE DEVIL’S BLOOD oder auch BLOOD CEREMONY. Um nur mal zwei der prominenten Occult-Rock-Ensembles zu nennen.

Kurzum: Der „Heavy Magic Rock“ von LUCIFER ist in meinen Ohren leider etwas, was er wohl eher nicht sein sollte – passagenweise packend, oft aber: ganz nett. Knappe Wertung.

20.05.2015
Exit mobile version