Ich muss zugeben, dass mir nach dem Hören von Turillis letztem Soloalbum, jenes DREAMQUEST regelrecht versöhnlich vorkam. Ich weiß zwar nicht warum der Italiener auf jedem seiner Soloplatten grundlegend anders klingen will, aber dieses Symphonic Gothic Elektro was-auch-immer-Spin Off zieht wieder einen deutlicheren Bogen zu alten RHAPSODY Pfaden, als die unendlichen Wunder der Kirchenmusik. Zwar herrschen auch hier NIGHTWISH- und STREAM OF PASSION-typisch relativ simple Midtempokonstrukte vor, doch die Art wie Akkorde verknüpft und etliche klassische Spielereien und Techniken lebendig zu einem ganzen gedreht werden, lassen jene Handschrift schon eindeutig erkennen. Zum Glück.
Und es wird noch besser: Sehe ich die Platte qualitativ auf demselben Niveau wie die letzte NIGHTWISH (und damit etwas besser als Arjen Lucassens Versuch in die Gothic-Frauengesang Nische einzusteigen), haut einen der Gesang auf Dreamquest regelrecht um. Hatte schon Marcela Bovio eine deutlich eigenständigere Note als die Tarjas und Sharon den Adels dieser Welt, darf sich die hier geheim gehaltene Sängerin ohne Zweifel als die beste Frontbesetzung der Szene bezeichnen. Von wegen gelangweiltes Operngejaule – dieses Mädel hat definitiv ein Gespür für Metal.
Und passt damit prima zur Platte. Der rote Faden von „Lost Horizons“ prischt eindeutig nach vorne, ist energiegeladen, kraftvoll und relativ verspielt. Klischeehafterweise zwar auch auf Refrain produziert, aber letztere können sich uneingeschränkt wirklich hören lassen – man lausche nur der Singleauskopplung „Virus“, „Too Late“ oder dem starken „Energy“. Und wie von RHAPSODY gewohnt, wird am Ende nochmal alles durch den etwas längeren Abschlusstrack getoppt – hier genannt „Gothic Vision“ einige Textschnipsel aus dem Dies Irae verbratend – vor allem aber endlich wieder mit typischen Arpeggien und Vivaldi-Elementen. Gelungen sind auch die beiden Balladen „Sospiro Divino“ und „Dolphins Heart“ (vom Stil her wie jede andere Luca Turilli Ballade), welche sich dank starkem majestätischen Refrain direkt neben „Silver Moon“ aus „The Infinite Wonders Of Creation“ einordnen lassen.
Fazit: Für Fans des neuerdings Keyboard spielenden Multitalents, ist DREAMQUEST eine bessere Wahl als das anspruchsvolle erwähnte letzte Solowerk. Es tappt zwar mitunter auch auf etwas ausgetretenen NIGHTWISH Pfaden, kann das Gothic Metal Universum aber um viele neue Elemente bereichern und überzeugt durch eine großartige Sängerin. An Meisterwerke wie „Dawn Of Victory“ oder „Prophet Of The Last Ecplise“ kommen aber beide Platten nicht so wirklich ran.
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