Tiefer als Atlantis liegt eigentlich nur noch der Erdkern. Als Post-Hardcore bezeichnet man die Musik dieser Truppe, die in Großbritannien mittlerweile ein richtig großes Ding ist – und hierzulande trotzdem meistens noch die Festivalbühnen am Mittag beackern muss. Man muss LOWER THAN ATLANTIS zugute halten, dass sie verdammt fleißig sind. Eine Demo, eine EP und mittlerweile vier Alben seit der Gründung 2007 – so etwas nennt man ein ordentliches Pensum. Nummer vier heißt nun, aus mangelnder Kreativität oder weil man ein Zeichen setzen will, ebenfalls „Lower Than Atlantis“.
Nach dem ersten Hören bin ich weniger überrascht als die Presseinfo, dass LOWER THAN ATLANTIS mit ihrem Selbstbetitelten in England „trotz ihres unverwüstlichen und häufig radikal angriffslustigen Sounds“ auf Platz 17 der Charts landen konnte. Denn zumindest im Bezug auf „Lower Than Atlantis“ ist diese Soundcharakterisierung eine dreiste Lüge.
Album Nummer vier hat mit Hardcore nun beim besten Willen nichts mehr zu tun. BIFFY-CLYRO-Vergleiche, generelle Vergleiche mit Indie- und Pop-Rock von der Insel – absolut geschenkt. Aber wenn man die härtesten Gitarren des Albums im Single-Note-Riff des Openers „Here We Go“ vorgesetzt bekommt, dann kann man hier einfach direkt von tanzbarem Rock mit Pop-Appeal sprechen. Den machen LOWER THAN ATLANTIS nämlich sicherlich nicht schlechter als die Kollegen aus dem Radio.
„Ain’t No Friend“ und „English Kids In America“ funktionieren ebenso wie das an die KOOKS erinnernde „Emily“ als leichte Gitarrenkost zum Mitsingen. Nach hinten heraus wird es dann mit Bubblegum-Songs wie „Live Slow, Die Old“ ein bisschen anstrengend. Oft genug aber schaffen es LOWER THAN ATLANTIS einem Song, den man schon nach 30 Sekunden abgeschrieben hatte („Just What You Need“), doch noch eine spannende Wendung zu geben.
Klar, für Metal- und Hardcore-Puristen ist das hier alles nichts und LOWER THAN ATLANTIS sind musikalisch mittlerweile zweifelsfrei im absoluten Mainstream angekommen. Da sie sich auf „Lower Than Atlantis“ dabei aber wirklich klug anstellen und ein paar sommerliche und sehr britische Pop-Rock-Songs abliefern, kann man ihnen ruhig noch einmal ein Ohr leihen.
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