Loverboy - Rock'n'Roll Revival

Review

Die kanadischen Altrocker LOVERBOY veröffentlichen unter dem Titel „Rock’n’Roll Revival“ endlich mal wieder neues Material, aber selbst für mich als alten und eingefleischten Fan der Band ist das kein Grund für Luftsprünge vor Freude.

Fakt ist: LOVERBOY haben nach ihrem fulminanten „Wildside“-Album von 1987 nur noch vereinzelt von sich hören lassen. Da gab es drei ziemlich gute neue Tracks auf der Compilation „Big Ones“, das Album „VI“ (1997), das streckenweise ganz okay war, sowie das balladenlastige „Just Getting Started“ von 2007. Wenig Stoff also, und leider auch nicht mehr so hart rockend wie einst. Live sind LOVERBOY seit etlichen Jahren eh nur noch in Nordamerika unterwegs, aber YouTube-Videos lassen erahnen, dass das vielleicht gar nicht so schlimm ist und man besser von der Erinnerung an alte Zeiten zehrt. Die Musiker sind halt ziemlich in die Jahre gekommen. Sänger Mike Reno mag zwar noch singen wie dereinst, ist aber arg in die Breite gegangen, Gitarrist Paul Dean sieht mittlerweile aus wie sein eigener Großvater (ist allerdings auch genauso alt) und Bassist Scott Smith, tja, ist aus bekannten Gründen seit nunmehr zwölf Jahren nicht mehr mit dabei.

Aus dieser langen Vorrede wäre dann abzuleiten: Wahrscheinlich sollte man einfach gar keine Erwartungen haben.

Denn dann wäre allein der Titel „Rock’n’Roll Revival“ nicht schon eine Zumutung. Gut, wenigstens verschonen uns LOVERBOY mit Anbiederungen an neueste musikalische Trends, aber muss die Rückbesinnung auf ‚die guten alten Zeiten‘ denn so brachial propagiert werden? Immerhin ist der Titeltrack und Opener gar nicht mal so schlecht, startet als Midtempostampfer, um sich dann im Refrain zu einer launigen Mitsingnummer zu entwickeln. Ganz anders die Ballade „No Tomorrow“, die zwar ganz nett klingt, sich aber nicht dauerhaft im Gehörgang festsetzen kann. Um so mehr überzeugt der Uptempo-Rocker „Heartbreaker“, der sich zwar ziemlich deutlich an den ersten beiden Alben orientiert, aber trotzdem Spaß macht und hymnische Qualitäten besitzt. Okay, das sind also die drei Songs, an denen LOVERBOY in den letzten fünf Jahren gewerkelt haben, und das haben sie gut hinbekommen.

Doch „Rock’n’Roll Revival“ ist keine 3-Song-EP, sondern eine Full-Length, die mit neuaufgenommenen Bandklassikern (von den ersten vier Alben) aufgefüllt wird. Natürlich eingeleitet von „Turn Me Loose“, das solide dargeboten wird – wäre da nicht Mike Reno, der sich anhört, als hätte er gerade die Biervorräte der Band in Alleingang vernichtet. Vielleicht hat er aber auch einfach keinen Bock mehr, Textzeilen wie: „The craziest boy you ever seen“ zu singen… der Mann ist halt keine Zwanzig mehr. Ähnliches vermutet man bei den beiden Balladen „When It’s Over“ und „Always On My Mind“ („I knew her since high school / we were seventeen“). Immerhin gibt es nichts an der instrumentalen Darbietung auszusetzen, denn die ist souverän, ja fast schon verspielt anders. Etwas merkwürdig wird es allerdings bei der Prollhymne „Lovin‘ Every Minute Of It“, die in der Neuaufnahme gar nicht mehr so prollig rüberkommt. Wahrscheinlich bin ich jetzt doch zu sehr in meinen Erwartungen gefangen. Für den Rausschmeißer „Hot Girls In Love“ haben sich die Kanadier dann noch ein besonderes Schmankerl überlegt: Das Stück endet in einer Improvisation (jedenfalls soll es so klingen) und wird somit auf über acht Minuten gedehnt. Das klingt alles ganz gekonnt, aber reißt das wirklich vom Hocker? Einigen wir uns darauf: Es ist nett anzuhören, offenbart aber keine gänzlich neuen Züge bei den Kanadiern.

Was bleibt also? Als eingefleischter Fan kann man sich „Rock’n’Roll Revival“ durchaus zulegen, zumindest wenn man keine Wunderdinge erwartet: Die drei neuen Stücke sind nett und stehen einer Band, die aus Mittfünfzigern besteht, gut zu Gesicht – allen voran der Track „Heartbreaker“. Und die neun Auffülltracks kann man sich in einem Rutsch anhören, ohne dass man ständig das Original herbeisehnt. Ist ja auch schon was. Auf eine Punktevergabe möchte ich explizit verzichten, denn dann müsste ich mehr vergleichen, als mir lieb ist: Die Achtziger sind vorbei, LOVERBOY sind nicht mehr jung, „Rock’n’Roll Revival“ ist das, was man von ihnen erwarten durfte. Das muss reichen.

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23.08.2012

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