Aufgepasst, wir werden hiermit Zeuge, wie sich ein absolutes Aushängeschild der 80er Jahre selbst den Sarg zunagelt. Japans bisher international erfolgreichster Rock/Metal-Export, LOUDNESS, haut dieser Tage die europäische Version seines bereits letztes Jahr im November in seinem Heimatland erschienenen, neuen Albums heraus. Tja, was soll man sagen? Gemessen an ihren Großtaten von vor 20 Jahren, als sie im Vorprogramm von MÖTLEY CRUE die USA betourten und als erste japanische Band überhaupt im Madison Square Garden auftreten durften, sind Minoru Niihara (v), Akira Takasaki (g), Masayoshi Yamashita (b) und Munetaka Higuchi (dr) heutzutage nur noch ein Schatten ihrer selbst. Dabei muß man der Instrumenten- und Gesangsabteilung gleichermaßen Vorwürfe machen.
Zwar lassen sich die Songs zu Anfang noch recht gut an mit ihrem flotten, griffigen Riffing, das viel Old-School-Charme versprüht, manchmal sogar thrashig hart durch die Booxen bricht und dabei keinesfalls die Moderne verneint. Allerdings nehmen die zündenden Ideen nach dem ersten Plattendrittel rapide ab und man ergeht sich in unmotivierten Psychedelic-Einsprengseln („Telomerase“), strunzlangweiligen Rocknummern („Don’t Know Nothing“) oder ganz übel und unsauber heruntergedudelten Soli, die einem die Fußnägel nach oben rollen („Live For The Moment“, „Misleading Man“). Letztgenannte Tatsache verwundert umso mehr, da Akira Takasaki (bis jetzt) als Virtuose seines Faches gehandelt wurde. Noch dazu wird es gegen Ende immer träger, das langatmige Midtempo nimmt Überhand und die Belanglosigkeit gibt sich ein unüberhörbares Stelldichein.
Größter Schwachpunkt von „Racing“ ist neben dem grottigen Cover jedoch die indiskutable Gesangsleistung von Minoru Niihara. Zwischen den wenigen gelungenen und einprägsamen Parts („R.I.P.“, neben „Exultation“ – bitte den Gesang abziehen – das Albumhighlight) kreischt und schreit er in den Metal-Passagen meist wie eine aufgescheuchte Bauernmagd, deren Hühner gerade von einem Fuchsrudel zerfleddert werden, während er die rockigen Parts „nutzt“, um zu zeigen, wie ein Chris Cornell während seiner Entziehungskur voll auf Medikamenten und total zugedröhnt mit einem erkälteten Brian Johnson im Duett singend geklungen hätte. Grausam!
Ihr eigenes Grab schaufeln sich LOUDNESS jedoch mit einer an sich lobenswerten Aktion: Als Bonus enthält dieses Package nämlich noch eine Best Of mit 13 neu aufgenommenen Stücken ihrer Blütezeit, die einmal mehr verdeutlichen, wie stark das Niveau der Japaner gesunken ist. Aus diesem Grunde beziehen sich meine vergebenen vier Punkte auch nur auf das neue Material, denn Bonuspunkte für diese Extra-CD möchte ich wegen der vorherrschenden Enttäuschung einfach nicht rausrücken. Die eigenhändige Demontage einer Legende!
Kommentare
Sag Deine Meinung!