Loudness - Eve To Dawn

Review

Galerie mit 18 Bildern: Loudness – Headbangers Open Air 2022

Skepsis dürfte wohl von Beginn gegeben sein, wenn man sich als eingeschworener Fan der japanischen Legende LOUDNESS an ein neues Werk der seit mehr als 30 (!) Jahren aktiven Band heranwagt. Zu tief sitzt da (wohl nicht nur bei mir) immer noch Schock ob der stilistischen „Irrungen“ in den 90er Jahren.

Doch allzu nachtragend wollen wir natürlich auch nicht sein, zumal sich die Formation seit einigen Jahren ohnehin wieder von ihrer besseren Seite zeigt und mit Alben wie beispielsweise dem 2005er-Hammer „Racing“ auf dem besten Weg dorthin zurück ist, wo sie sich einst Klassiker-Alben wie „Devil Soldier“ oder „Disillusion“ positionieren konnte: an der Spitze der Metal-Szene Nippons.

Nachdem man 2008 den tragischen Tod von Drummer Mumetaka Higuchi zu verzeichnen hatte, war das im selben Jahr aufgelegtes Album „The Everlasting“ logischerweise das letzte in der kurze Zeit zuvor erneut zusammengetrommelten Original-Besetzung und die seit jener Zeit offenbar wieder als homogene Einheit agierenden Herren Minoru Niihara (Gesang), Akira Takasaki (Gitarre) und Masayoshi Yamashita (Bass) haben sich – wohl im Sinne ihres verstorbenen Freundes – nicht davon abhalten lassen, das Unternehmen weiterleben zu lassen. So gingen LOUDNESS im letzten Jahr zusammen mit ihrem neuen Mann am Drumkit Masayuki Suzuki auf Tournee, um ihr Bühnenjubiläum zu zelebrieren und haben mit nun „Eve To Dawn“ sogar erneut ein Studioalbum anzubieten.

Dieses zeigt die Band zu Beginn auch auf eben jenem „Weg“ zurück, geht es doch nach dem romantisch-gefühlvollen Intro „A Light In The Dark“ mit dem eigentlichen Opener „The Power Of Truth“ sehr ordentlich los. Ein satter Heavy Rocker wird uns damit kredenzt, selbstverständlich geprägt von Takasaki’s von Michael SCHENKER und Ediie VAN HALEN-beeinflusster Axt. Eben diese ist auch, die in weiterer Folge Tracks wie das durchaus Stadion-taugliche „Come Alive Again“ oder „Survivor“ prägt und wohl wirklich jeden alten Fan erfreuen wird.

Doch leider folgt mit dem eigenwillig punkig anmutenden „Gonna Do It My Way“ eine erste kalte Dusche. Keine Frage, diese Nummer könnte live eine echter Stimmungsmacher sein, dennoch klingt dieser Song von LOUDNESS nicht wirklich authentisch, noch dazu weil man sich zu offensichtlich bei den SEX PISTOLS, DEF LEPPARD (Bridge!) und MÖTLEY CRÜE (Refrain) bedient hat. Auch die eigenwillig groovigen Untertöne im folgenden „Hang Tough“ wären nicht ganz so zwingend notwendig gewesen, sehr wohl aber das Instrumental „Emotions“ in dem uns Meister Takasaki einmal mehr sein Klasse unter Beweis stellt.

Von bluesigen Tönen eingeleitet, steigert sich „Comes To Dawn“ zu einer amtlichen Stampf-Hymne und lässt diesbezüglich gar „Heavy Chains“, den wohl bis dato intensiven Song der Japaner überhaupt wie einen Schatten über dem Zuhörer rotieren. Schade zwar, dass man in weiterer Folge ein fast schon experimentelles Stück daraus gebastelt hat, von etwaigen Nu/Modern Metal-Anleihen sind LOUDNESS aber auch dabei weit entfernt. Gut so, denn so haben sich die Herrschaften – trotz der nicht minder schrägen (aber verdammt unterhaltsamen und absolut unverkrampft dargebotenen!)Funk (!)-Metal-Nummer „Crazy! Crazy! Crazy!“ als Rausschmiss – annähernd so präsentiert, wie man es sich erhofft hat, auch wenn die erwähnten 80er-Jahre-Scheibklette von ihrer Klasse her immer noch unerreicht bleiben.

Macht in Summe also Hoffnung für etwaige Europa-Gastspiele und lässt uns wissen, dass das Potential sehr wohl noch vorhanden ist, auch wenn ich mir gewünscht hätte, man hätte sich deutlicher an der eigenen Vergangenheit orientiert.

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15.10.2012

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