Herrje, beim Wettbewerb um den einfallslosesten Bandnamen ist der polnische Vierer LOST SOUL schon einmal ziemlich weit vorne mit dabei. Vielleicht liegt es auch an dieser sich schwerlich im Temporallappen des Großhirns festbeißenden Benennung, dass die schon seit 1991 aktiven Death Metaller vom Bekanntheitsgrad ihrer etwa zeitgleich gestarteten Landsleute BEHEMOTH oder VADER ein gutes Stück weit entfernt sind.
Nach annähernd fünf Jahren Wartezeit und einem Labelwechsel von Earache Records zu Witching Hour Productions ist “Immerse In Infinity“ das vierte Album der Truppe, bei denen nur Sänger und Gitarrist Jacek Grecki vom Line-Up des Vorgängers “Chaostream“ übrig geblieben ist. Trotz des umfangreichen Besetzungswechsels hat sich am Sound der Polen wenig verändert, gleich der Opener “Revival“ lässt mit rasantem Tempo und tiefem Gegrowle keinen Zweifel am tatsächlichen Wiedererwachen von LOST SOUL nach Jahren der Stille. Auch die meisten anderen der fast ausnahmslos die 6-Minuten-Marke knackenden Stücke bieten schnelle, brutale und oftmals auch vertrackte Death-Metal-Kost bei gut drückender Produktion, am eindrucksvollsten sind hier “One Step Too Far“ und “Divine Project“.
Ein paar Ausnahmen und Auflockerungen gibt es jedoch: „… If The Dead Can Speak“ kommt modern groovend daher und schielt etwas in Richtung der beiden aktuellen Bands von Max Cavalera, “Breath Of Nibiru“ ist deutlich gedrosselter als das übrige Material und der abschließende Zehnminüter “Simulation“ wird von Tribal-Rhythmen eingeleitet, die man sonst bei NILE oder BEHEMOTH findet.
Insgesamt ist das Material nicht unbedingt eingängig. Die verzwickten, langen Nummern wirken mitunter brüchig, ihnen fehlt das Stringente, das sich mittels einiger kürzerer und knackigerer Lieder wahrscheinlich hätte besser einfangen lassen.
Das, was sie machen wollen, nämlich brutalen, technischen Death Metal, machen unsere östlichen Nachbarn LOST SOUL ordentlich und liefern ein Album ab, das amtlich aus den Boxen knallt. Trotzdem ist der Wiedererkennungswert der Truppe auf “Immerse In Infinity“ bei nicht immer ersichtlich schlüssigen Strukturen nicht gerade hoch.
Man muss seinerseits kein Prophet sein, um zu befürchten, dass der Titel des Albums ein schlechtes Omen darstellt und vom eigenen Schicksal kündet, nämlich dem Versinken in der Unendlichkeit (der unzähligen Veröffentlichungen im Death-Metal-Sektor).
Vader gibt\’s seit 1983. 😉