Lost Society - No Absolution

Review

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Was sich auf „Braindead“ abzeichnete, wird auf „No Absolution“ zur Gewissheit: LOST SOCIETY haben den Thrash Metal ihrer Anfangstage hinter sich gelassen. Stattdessen regieren auf dem vierten Langspieler der Finnen Modern-Metal-Riffs und PANTERA-Grooves.

Sind das noch LOST SOCIETY?

Alle, die mit dem vorab ausgekoppelten Titelsong so ihre Probleme hatten, dürften auch mit dem Rest von „No Absolution“ nicht so schnell warm werden. Wobei LOST SOCIETY hier und da immer noch die Thrash-Riffs durchblitzen lassen, etwa im Mittelteil des hochmelodischen „Deliver Us“.

Solche Momente bleiben aber absolute Ausnahmen. War Höchstgeschwindigkeit auf „Terror Hungry“ und „Fast Loud Death“ noch die Regel, setzen LOST SOCIETY solche Passagen im Jahr 2020 nur noch wohldosiert ein. Doch das bedeutet mitnichten, dass das Quartett urplötzlich handzahm agiert.

Einen solchen Brecher wie „Nonbeliever“ würden sich zahllose aktuelle Bands für ihr Repertoire wünschen. Die massiven Schlagzeugbeats erzeugen gemeinsam mit den zwingenden Gitarrenriffs einen unwiderstehlichen Drang zum Headbangen.

„No Absolution“ folgt einer klaren Linie

„Blood On Your Hands“ schlägt in eine recht ähnliche Kerbe. Allerdings klingen hier noch deutlicher MACHINE HEAD zu „Burn My Eyes“-Zeiten durch, vor allem im leicht dissonanten Riffing. So weit, so nachvollziehbar die Entwicklung. Auf „Braindead“ gaben „I Am The Antidote“ oder „Hollow Eyes“ schon vor, wohin LOST SOCIETY mit ihrem Sound wollen. Aber das ist noch nicht alles.

Spätestens bei den ersten Tönen von „Artificial“ zeigt die Truppe, welchen Gefallen sie mittlerweile an Melodien und auch Melancholie findet. Frontmann Samy Elbannas Gesang erinnert streckenweise stark an TRIVIUMs Matt Heafy. Gleiches gilt für seine Melodieführung im Refrain des Songs.

„Outbreak (No Rest For The Sickest)“ kombiniert derweil die schweren Beats mit leichtem Psychedelic-Einschlag. Ein einmaliges Gespür für Eingängigkeit verbindet alle Songs miteinander. Jeder Groove geht sofort ins Bein, jede Melodie fräst sich in die Gehörgänge. LOST SOCIETY halten den Hitfaktor gewohnt hoch. „Mark Upon Your Skin“ und „Worthless“ beweisen es.

Ein Killer jagt den nächsten

Ebenso gewohnt und ebenso hoch ist das technische Niveau der Band. Wobei, ganz richtig ist das nicht. Vielmehr steigern die Jungspunde ihr spielerisches Niveau sogar noch. Insbesondere die Gitarrensoli beeindrucken regelmäßig durch ihre Raffinesse in Sachen Geschwindigkeit und Struktur.

Doch egal, wie man zu der neuen Ausrichtung des Bandsounds steht, am finalen „Into Eternity“ werden sich die Geister scheiden. Zusammen mit APOCALYPTICA liefern LOST SOCIETY eine waschechte Ballade ab, die vor Pathos trieft und manchmal in Kitsch abrutscht.

Auf „No Absolution“ gehen LOST SOCIETY einen wahrliche mutigen Schritt. Die Finnen lassen alles Bisherige hinter sich, um ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Dafür spricht auch ihr Verzicht auf die Unterstützung einer Plattenfirma. Die Band schmeißt das Album kurzer Hand selbst unters Volk. Angesichts der schieren Masse an Hits und der durchweg eindrucksvollen Musikalität auf „No Absolution“ bleibt ihnen nur zu wünschen, dass sich dieses Risiko auszahlt.

23.04.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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2 Kommentare zu Lost Society - No Absolution

  1. Llares sagt:

    Was ein Brett! Gefällt mir richtig gut, auch die Entwicklung gefällt mir, als altem Machine Head Fan, sehr gut. Wobei mir auch die alten Scheiben sehr zusagten. Meistens mag man ja bei einer Band eine bestimmte Phase der Bandgeschichte am liebsten (sofern die Band welche hat), aber es gibt zum Glück immer wieder Bands, die es schaffen, dass sich ihre Musik zwar weiterentwickelt, und das auch durchaus massiv, aber jede Richtung für sich genommen, hervorragende Musik ist.

    8/10
  2. Watutinki sagt:

    Ja, das ist die Produktion, die der neuen Trivium gut zu Gesicht gestanden hätte und ihr völlig abgeht!