Lost Reality - What Remains

Review

Mittlerweile ist ja hinlänglich bekannt, dass das musikalische Italien nicht nur aus schwiegermutteradäquaten Schmalznudeln wie Eros Ramazzotti und Tiziano Ferro besteht und durchaus auch in der Lage ist, Klänge hervorzubringen, die sich klar von der Liebe-Leichtigkeit-Lasagne-Stimmung distanzieren und eine angenehme Portion Dunkelheit in der Welt verbreiten. Zwar bekundett das Quintett LOST REALITY auf der bandeigenen Homepage auch seine Vorliebe für italienische Schmausereien, aber Gott sei Dank schlagen die den Jungs nicht so böse auf den Magen wie den oben genannten Landeskollegen…

Obwohl es das Projekt LOST REALITY schon seit 1996 gibt, ist mit „What Remains“ erst in diesen Tagen ihr Debütalbum auf den Markt gekommen. Während man in Deutschland also bislang wohl schwerlich von der Existenz der Fünferbande wusste, konnte diese in Italien schon einige Erfolge einheimsen und ist dort auch schon mehrfach in den Medien in Erscheinung getreten.
Geboten wird elektronischer Rock, der hier und da gerne mal industrielle Ausflüge ins Dark- und Alternativegefilde unternimmt. Melodien kommen dabei nicht zu kurz, aber dennoch wagen die Burschen mit einzelnen Klangexperimenten durchaus auch mal den Schritt vom eingängigen Wege – was aufgrund allzu nervöser Frickeleien aber leider nicht in jedem Fall so ganz gelingen will.

„My Fragments“ kann als eine Art ‚diffuses Intro‘ beschrieben werden und ist hauptsächlich eine mit schemenhaften, hintergründig arrangierten Sprachfragmenten unterlegte, akzentuierte Tonfolge, die noch völlig ohne Gesang bleibt und in meinen Augen durchaus das Zeug für einen soliden Soundtrack hätte. „Perfect Passion“ startet dann mit elektronischen Beats und angezerrtem Gesang, weicht im Mittelteil dann aber vom anfänglichen Industrialcharakter ab und geht über in griffigen, melodischen Rock. Und da der Stilmix für die Italiener offensichtlich recht reizvoll ist, geht man mit „If This Is Heaven“ wieder in eine neue Richtung, zeigt sich gediegen und baut das Songgerüst auf aus getragenem, melancholisch gefärbtem Riffing. Manche Tracks hingegen erinnern, gerade auch aufgrund des dort eingesetzten Gesangsstil, an den werten Herren Warner, der wohl besser unter seinem personifizierten Bandnamen MARYLIN MANSON bekannt sein dürfte – so zu hören zum Beispiel bei „The White Wall“, der auch von der sonstigen Instrumentierung her stark an die amerikanische Schockrockgarde angelehnt ist.

Viel gibt es also zu hören auf „What Remains“. Doch stellt sich nun zum Abschluss die Frage, was nach einer guten Stunde Musik tatsächlich [für ein Eindruck] verbleibt. Eintönigkeit ist wohl das Letzte, was ich den Jungs unterstellen kann, und wer einen modernen Alternative-Rock mit vielen elektronischen Anleihen und industrialtypischen Passagen sucht, der kann sicherlich beherzt zugreifen. Für die Zukunft würde ich mir dann allerdings doch ein bisschen weniger Gefrickel, einen Hauch mehr Struktur und eine Spur mehr Eigenständigkeit wünschen – und vielleicht noch ’ne Pizza, wo wir schonmal in Italien sind…

11.04.2008

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