Oha. Eine Eigenproduktion. Auf dem Cover steht ein kleiner Mann in schwarzen Klamotten in einer Unterführung. Über ihm prangt ein Schriftzug, den ich spontan als Black Metal- inspiriertes Graffiti bezeichnen würde. Ich bin gespannt. Aber- der Reihe nach:
LOST IN MUNIN aus Frankfurt gibt’s seit Februar 2006. Die nicht mehr ganz so jungen Männer haben ihr Repertoire einerseits aus wüstem 1990er-Thrash und furztrockenem NY Hardcore dieser Tage (BIOHAZARD), andererseits aus Nu Metal und Metalcore zusammengewürfelt. Crossover-Anleihen und eingestreute SLAYER-Riffs erinnern mich an Schul- und Zivizeit und wecken Erinnerungen an Nächte mit schlechtem Bier (auch aus Frankfurt) und toller Musik (aus schlechten Kassettendecks). Ach, war das schön!
“Look At M.E.“, der Opener ihres Debütalbum “New Horizon“, beginnt –wie in der guten alten Zeit!- mit einem Knistern, Einsetzen einer Gitarre auf der linken Seite, dann kommt die andere von rechts, es folgt ein PANTERA-Intro, und Mario legt am Mikro los als gäb’s kein morgen. Eingestreute Todesblastattacken geben dem Ganzen eine hundsgemeine Note. “Against Myself“, Titel Nummer zwei, erinnert mit tief gestimmten Gitarren und teils bööösen Growls, teils klagendem Gesang an SLIPKNOT. Bei “Anything But Nice“ freuen sich alle schlabbermilitärhosigen Glatzenträger, denn dieser Song klingt wie der moderne, thrashige Hardcore von HATEBREED und SWORN ENEMY, auch wenn der Akzent hierbei mehr auf Rhythmus und Pogbarkeit liegt als auf hoher Geschwindigkeit-
“New Horizon“ bietet –auf den Punkt gebracht- einen sehr gelungenen Überblick über die unterschiedlichen Facetten des harten Musikgeschäfts der letzten 10 Jahre. Einziger Wermutstropfen sind hierbei vereinzelt verwurstelte Alternative-Klänge, die ich schon nicht leiden konnte, als sie noch im Radio liefen. PEARL JAM und so.
Zur handwerklichen Arbeit lässt sich feststellen: auf der Saitenseite erfreuen die Herren Muckel und Waldo mit klasse Zusammenspiel, das in allen Geschwindigkeiten vom bombenfesten Fundament der Rhythmusgruppe Alex (d) und Arthur (b) getragen wird. Gekrönt wird das Ganze von Mario am Mikro, der beim seltenen sauberen Singen ebenso überzeugt wie beim Brüllen und Grunzen. Hinzu kommen solides Songwriting und eine knackig-trockene Produktion.
In der Summe bedeutet das eindeutig “Daumen hoch“ für den Fünfer aus Hessen. Die machen auf ihrem Debüt nämlich das, was sie ganz offensichtlich am besten können: Rocken. Und zwar so, wie ihnen die Greifhand gewachsen ist. Das gibt ihrer ersten Platte eine erfrischend eigene Note. Gut so! Denn wer sagt denn, dass man sich unbedingt auf eine Richtung festlegen muss? Die Industrie, oder? Die wünscht sich Acts, die sie der Audience einfach straight defined im Store presenten kann, damit der Kunde im Vorbeigehen zugreifen kann. In die Schei- äh, Einheitspampe nämlich.
Wer sich selbst eine Freude machen, nicht ganz so neue Horizonte eröffnen und hierbei einer hoffnungsvollen Kapelle aus deutschen Landen verdiente Unterstützung angedeihen lassen möchte, sollte sich unbedingt “New Horizon“ besorgen.
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