Lost In Grey - Odyssey Into The Grey

Review

Galerie mit 15 Bildern: Lost In Grey - Death Unleashed Tour 2017 Berlin

Einen Mangel an Abwechslung kann man dem Symphonic Metal von LOST IN GREY wahrlich nicht vorwerfen. Die Finnen bedienen sich aus einem vielfältigen Inspirationsschatz, der neben offensichtlichen Kandidaten wie ihren Landsleuten NIGHTWISH und den Schweden THERION unter anderem auch die düsterbombastischen DIMMU BORGIR und die Berufsmelancholiker KATATONIA umfasst. Langweilig wird „Odyssey In Grey“ dadurch nicht so schnell – doch schafft es das vierte Studiowerk von LOST IN GREY auch, nachhaltigen Eindruck im emotionalen Gedächtnis zu hinterlassen?

LOST IN GREY verstehen ihr Handwerk

Hinsichtlich der technischen Umsetzung gibt es an „Odyssey Into The Grey“ nichts zu mäkeln. LOST IN GREY sind nicht nur solide Instrumentalisten, sondern schaffen es darüber hinaus als hervorragende Songwriter, ihre vielschichtigen musikalischen Versatzstücke zu durchwegs homogenen Kompositionen zu verbinden, die trotz einer durchschnittlichen Songlänge von siebeneinhalb Minuten nie künstlich in die Länge gezogen wirken. Unter der Regie von Bandkopf Harri Koskela persönlich wurden die Songs kompetent produziert und anschließend in den schwedischen Black Lounge Studios von Jonas Kjellgren herrlich druckvoll und differenziert abgemischt.

Die Voraussetzungen für einen Genre-Meilenstein sind also nicht schlecht, dennoch ist „Odyssey Into The Grey“ letztlich „nur“ ein sehr gutes Album geworden. Große Schwächen lassen LOST IN GREY nicht erkennen, vielmehr sind es lauter kleine Nickeligkeiten, die der Perfektion im Weg stehen. So verfügt die Band mit Anne Lill Rajala und Emily Leone über zwei begabte Sängerinnen, macht aber zu wenig aus dem Wechselspiel der beiden Stimmen, während die vereinzelten männlichen Gesangsparts von Harri Koskela qualitativ deutlich abfallen und der als Stilmittel überstrapazierte Kinderchor den Kitschfaktor unnötig weit in die Höhe treibt.

Erst heftig schwedisch, dann folkig finnisch

Die erste Dreiviertelstunde powern LOST IN GREY ziemlich atemlos durch, was in einer beeindruckend heftigen Interpretation des schwedischen Traditionals „Vem Kan Segla Förutan Vind“ gipfelt. Erst dann gibt es mit der Ballade „Hailuoto“ eine Verschnaufpause mit finnischem Gesang und starken Folk-Vibes. Dieser ausufernde Ruhepunkt drückt den Spannungsbogen stark nach unten, bevor LOST IN GREY mit dem elfminütigen Titelsong das Ruder noch einmal komplett herumreißen.

Mit dem Spoken-Word-Zwischenspiel kurz vor Schluss wird dann plötzlich klar, wie sehr der strukturelle Gesamtaufbau des „Odyssey Into The Grey“-Albums jenem von NIGHTWISHs vorletztem Album ähnelt. Vermutlich ist dies nur konsequent, schließlich bescheinigte Kollege Kleemann dem letzten LOST IN GREY-Album „Under The Surface“ eine gewisse Ähnlichkeit zum „Endless Forms Most Beautiful“-Vorgänger „Imaginaerum“. Und seien wir mal ehrlich: Es gibt deutlich schlechtere Vorbilder.

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01.04.2024

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1 Kommentar zu Lost In Grey - Odyssey Into The Grey

  1. Werner sagt:

    Hallo Florian,

    komischerweise hat mir das letzte Album der Truppe besser gefallen. Ich starte hier gerade den dritten Anlauf und so richtig durchzünden tut es bei mir nicht – dabei bin ich Riesenfan von Nightwish, Epica und ähnlichen Truppen:)

    Bei der neuen Lost in grey gehts oftmals episch los und zerlegt mich mit den ersten Tönen, wie in Time und dann wird alles auf Null runter gebremst und die Sängerin steht alleine da – mit einer Stimme, die bei mir gar nix zündet –
    und dann irgendwann gehts schwergängig trabend voran – bis dann nach Minuten endlich im Nightwish Style weiter gemacht wird und die epische Karte gezogen wird.

    Es wirkt auf mich alles etwas sperrig und gebremst und die Stimmen stellenweise sehr unbeteiligt nach dem Motto – hoffentlich ist das Stück bald rum, ich hab keinen Bock. Langatmig und langweilig sind die Begriffe, die mir immer wieder kommen.

    Bin daher etwas ratlos – und kann derzeit nicht höher als 6 bewerten für meinen Geschmack.

    6/10