Lost Forever - Rising

Review

In den letzten Jahrzehnten ist immer mal wieder die ein oder andere gute Band aus Brasilien gekommen. Neben den Tribal-Helden von SEPULTURA und SOULFLY haben vor allem ANGRA die internationale Power Metal-Szene aufgemischt. Ähnliches haben sich jetzt auch LOST FOREVER aus Rio vorgenommen.

Im Gegensatz zu der Mannschaft um Rafael Bittencourt haben sie allerdings einen deutlich progressiveren Ansatz gewählt. Ihre Musik ist daher eher mit jener von Combos wie SYMPHONY X oder KAMELOT zu vergleichen. Das Grundgerüst des Stils stellen unverwechselbare Elemente aus dem Power Metal dar: Treibende Rhythmen sind hier genauso wenig eine Seltenheit wie schnelle Riffs oder ein gewisses Melodiegefühl. Die Umsetzung des Quintetts ist allerdings nur als besserer Durchschnitt zu bezeichnen. Zwar zeigt gerade ihr Songwriting immer wieder gute Ansätze. Die Strukturen würden durchaus zu den ganz großen Genrevertretern passen. Aber sie verpassen es leider immer wieder, den letzten konsequenten Schritt zu gehen. Das liegt leider auch maßgeblich an der Darbietung von Sänger James Galvão. Er hat zwar ein beträchtliches Talent und setzt dieses auch solide in Szene, aber in den entscheidenden Passagen fehlt ihm einfach jenes Gefühl für Melodien, dass aus Männern wie Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN) oder Roy Khan (ex-KAMELOT) absolute Ausnahmevokalisten gemacht hat.

Leider ist dieser Befund symptomatisch auch für den Rest der auf dem zweiten Album der Band gebotenen Leistung. Alles ist irgendwie gut oder wenigstens solide aber es fehlt einfach dieses gewisse Etwas, dass ein wirklich gelungenes Werk vom grauem Standard abhebt. Leider gilt das auch für den progressiven Anspruch des Quintetts. Dieser wird einfach zu selten umgesetzt. Zwar ist keiner der Songs kürzer als fünf Minuten, aber wirklich anspruchsvolle technische Passagen finden sich nur im 15-minütigen Rausschmeißer “One Letter For Vengeance“. Allein er lässt sich genug Zeit, um dem Hörer das Gefühl zu geben die Band hätte alles Nötige gesagt. Der Track baut sich ganz in Ruhe auf und kann auch mit der ein oder anderen überraschenden Wendung punkten. Zudem ist dies auch das einzige der neun Lieder, in dem sich Keyboarder Andre Tavares traut, auch einmal die Melodieführung zu übernehmen. Schade eigentlich, dass die Band nicht mehr Material dieser Art abgeliefert hat.

Denn ein guter Song macht nun mal kein gutes Album. Er kann allerdings helfen, ein eher durchschnittliches Album wie “Rising“ wenigstens ein wenig über den Schnitt zu heben. Insgesamt müssen LOST FOREVER aber noch kräftig arbeiten, wenn sie auf Dauer die vierte Band aus Brasilien werden wollen, die zu internationaler Bekanntheit gelangt.

09.04.2012

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