Lost Eden - Cycle Repeats

Review

Man stelle sich vor, ein den Stromgitarren geneigter Hörer purzelt am Samstag Vormittag in ein ungeschickt platziertes Dimensionsloch und findet sich in der ollen Antike als Heros wieder. Sagen wir mal als Herakles. Und wie er so in ein Löwenfell gewandet durch die Gegend stapft, um die fünfte Aufgabe des Eurystheus zu übernehmen, die besonders übel ausfällt, da es gilt, die Ställe des Augias auszumisten, in denen der gute Mann 3.000 Rindviecher geparkt hat, bemerkt er plötzlich den Grund, weswegen er überhaupt in dieses Scheiß Dimensionsloch gestolpert ist. Da ist unser Heros doch tatsächlich auf der LOST EDEN ausgeglitten und hat sie auch gleich mit in die Antike geschossen. Und hier passiert denn auch das, wovor ein gewisser Jean-Luc Picard immer so eindringlich warnt:
Veränderung der Zeitlinie. Ui! Das wird bestimmt Ärger geben…

Wie dem auch sei, nachdem Hephaistos dem Herakles ne CD-Abspielanlage gezimmert hat, greift dieser eben nicht zu den Flüssen Alpheios und Peneios, um die Ställe durchzuspülen, sondern beschallt sie mit „Cycle Repeats“.
Und das klappt ganz prima. Der ganze Siff aus 3.000 Rindsarschlöchern wird binnen kürzester Zeit in einem wahren Melo-Death/Metalcore-Wirbelsturm hinfort gefegt. Der hört sich zunächst mal derart schwedisch an, dass man umso erstaunter ist, wenn man den Aufdruck „Japan’s Best Kept Secret“ liest.
Das Dingen kommt aus Japan? Respekt… (Findet übrigens auch der Hephaistos).

Sogar der Shouter ist geographisch nicht direkt zuzuordnen, was im Allgemeinen für Nippon-Härtner schon eine Absonderlichkeit darstellt. Die musikalischen Vorbilder sind dafür wesentlich schneller ausgemacht.
Vor allem „Squeeze“ offenbart gleich zu Beginn, dass man jüngere IN FLAMES ganz toll findet. Auch SOILWORK haben nicht unerheblichen Einfluss auf die Stallburschen genommen und so wird man auch laufend an sie erinnert.
Dazu kommt die Vorliebe für KILLSWITCH ENGAGE und zweifelsfrei TRIVIUM.
LOST EDEN bemühen sich mit der Platte sehr, in die Fußstapfen vorgenannter Genregrößen zu hopsen. Grundsätzlich gelingt das auch. Nur leider sind die Pfade, auf denen man dann unweigerlich wandeln muss, mehr als ausgelatscht. Und wenn man dazu noch fast detailgenau von den Vorbildern kopiert, wird man eben als Ausmist-Hilfe herangezogen.
Allen Songs ist gewiss große Spielfreude und ein mächtiger Drive gemein. Die Produktion ist gar fein drückend und dennoch ausreichend transparent. Man beweist streckenweise auch ein verhältnismäßig sicheres Händchen für eingängige Melodien (etwa auf „Equation 999“)- doch der Funke, ja der bleibt in der Zunderschachtel versteckt.
Man krakeelt, schrubbt Riffs hoch und runter, fügt hier und da sachte Keyboardklänge ein und verhaut ganz übel die Felle. Das ist beim ersten Hör auch einigermaßen beeindruckend.
Deswegen flüchtet sich auch der Kuhmist aus den Ställen.
Doch wenn die Platte durchgelaufen ist, ist sie ebenso durchgerauscht und abgegluckert, als hätte unser Herakles die vorgenannten Flüsse durch die Sauerei strömen lassen.

Die Nachhaltigkeit ist eben ernsthaft in Gefahr. Dazu hat man diese Art Mucke zu oft und zu oft an anderer Stelle besser gehört; somit wird „Cycle Repeats“ schon beinahe schmerzhaft vorhersehbar und nach ne ganzen Runde Durchläufe äußerst ausgelutscht.

Das der Band innewohnende Potential darf jedoch nicht unterschätzt werden.
Wenn unser Heros also das nächste Mal in die Antike plumpst, hat er vielleicht die nächste LOST EDEN dabei, mit der er, sagen wir mal, die Stymphaliden mühelos verscheuchen kann.

24.03.2007

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