Seit bald zwanzig Jahren existiert die österreichische (Modern) Melodic Death Metal Band LOST DREAMS. Nachdem sich Fans zuletzt auf Albenveröffentlichungen im Zweijahres-Rhythmus verlassen konnten, ist das Vorgängerwerk “Blinded By Rage“ bereits 2011 erschienen. Die Durststrecke bis zum kürzlich veröffentlichten, fünften Longplayer “Exhale“ war dieses Mal also wesentlich länger. Ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat?
LOST DREAMS oder doch AMON AMARTH?
Um zunächst mit etwas Gutem anzufangen: Sowohl die Produktion von “Exhale“, als auch der Soundteppich, der da aus den Boxen prescht, sind sehr ordentlich und können sich durchaus sehen lassen. An ihren Fertigkeiten an den Instrumenten und der Stimmgewalt haben die vier Jungs um Sänger Sebastian Brandauer demnach Nichts eingebüßt.
Leider lässt sich das nicht von dem behaupten, was der “Exhale“ getaufte Silberling klanglich-musikalisch abliefert. Hatte der Opener noch ein wenig Eigenständigkeit, waren die melodischen AMON AMARTH Referenzen beim folgenden – eigentlich ganz gut gelungenen Brecher – “Lethargy“ kaum noch zu überhören. Vielmehr musste ich bereits beim ersten Hören nachlesen, ob LOST DREAMS hier eine offizielle Hommage an das großartige “Father of the Wolf“ (v)erarbeitet haben. Diese klangliche Nähe zu den “Überschweden“ (trauriger Höhepunkt “Finding X“) zieht sich leider durch etwa die Hälfte der 14 Songs auf “Exhale“, ohne auch nur annähernd deren Niveau zu erreichen.
Gute Ideen und spannende Ansätze.
Was die andere Hälfte angeht, können die fünf Österreicher zumindest im Ansatz mit guten und interessanten Ideen überzeugen. Dazu zählt zweifelsohne der brachial riffende, gleichzeitig mit einer leicht schwingenden Keyboardlinie untersetzte Beginn von “Crashing Beyond The Horizon“. Mag dessen stilistisches Duett aus Klargesang und Growls im Refrainteil noch postitiv zu überraschen, kommt der balladeske Ausklang des Songs Irgendwie nicht so richtig zur Geltung und ließ zumindest mich recht irritiert zurück.
Wesentlich positiver entwickelt sich die Spannung, welche die, besonders im zweiten Drittel von “Oscilllating“ klar hervortretenden, Keyboardelemente sowie das Rap-Gekeife auf “Nocturnal Delirium“ erzeugen. Letztendlich lässt sich in Form von “Purple Clouds“ sogar noch eine echte Prog-Perle auf dem Album finden. Mit ihrer dortigen Kombination aus progressiver Spielart, Spoken Words und Klargesang, erreichen LOST DREAMS tatsächlich fast schon DREAMTHEATER-Höhen.
Fazit: Ganz nett.
Alles in Allem lassen sich auf “Exhale“ einige echt nette sowie etliche wunderbar brachial drückende Riffs und gute Songstrukturen finden. Leider ist da dieses immer wiederkehrende “AMON-AMARTH-Billigkopie-Feeling“, was bei zunehmender Durchlaufzahl des Albums, ebenfalls den Nerv-Parameter nach oben schnellen lässt. Glücklicher Weise haben LOST DREAMS daneben auch so manche, recht spannende und interessante Idee auf Album Nummer fünf versteckt, welche in Summe dann doch für etwas Abwechslung und vor allem etwas Eigenes sorgen. Davon darf es beim nächsten Mal gerne wesentlich mehr sein!
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten – oder doch? Mal im Ernst – kann Musik nicht einfach nur geil sein und richtig abgehen? Ich finde den Silberling richtig gut. Geniale Produktion, Hammer Sänger und geile Hooks. Höre ich AMON AMARTH? Ja, aber es ist mir egal! Ich finde, es ist keine Hommage an AMON AMARTH, denn dafür sind die einzelnen Songs zu abwechslungsreich. Growls mischen sich mit garstigem Gekeife und sorgen so schon für die nötige Abwechslung. Für eine billige AMON AMARTH – Kopie sind die Riffs und das Drumming einfach zu filigran. Ich habe „Exhale“ eine Chance gegeben und es nicht bereut. Seither läuft die Scheibe bei mir auf und ab und das ohne Abnützungserscheinungen. Es lohnt sich reinzuhören!