Loss - Horizonless

Review

Es muss nicht immer Paolo Girardi sein. Aus der Feder von Adam Burke, dem Mann hinter Nightjar Illustrations, stammt das überwältigende Cover zu „Horizonless“, das in seiner wirkmächtigen Tiefe gefährlich nah an die mittlerweile omnipräsenten Tableaus des italienischen Ausnahmekünstlers Girardi heranreicht und mit dem sich LOSS als heisse Anwärter für das Artwork des Jahres positionieren. Was natürlich hervorragend zum Titel Album des Jahres passt,…

…denn LOSS dürften sich 2017 zweifelsohne die Top-Platzierung auf so einigen Bestenlisten sichern – zumindest, wenn es um Funeral Doom geht. Schon mit dem vor sechs Jahren veröffentlichen Debut „Despond“ zeigten die US-Amerikaner, dass sich aus dem nur leidlich innovationfreudigen Genre immer noch ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert herauskitzeln lässt. Der distinkten Merkmale besaßen LOSS damals schon viele, auf „Horizonless“ werden sie nur noch stärker aufgefächert. Allen voran weitet Mike Meacham sein Repertoire auf ein ganzes Spektrum an Stimmverzerrungen aus, die die schon auf „Despond“ bemerkenswert feucht-modrig gurgelnden Growls im Kontrast noch ein wenig unmenschlicher erklingen lassen. Damit ausgestaltet wird ein düster-schwerer Erguss aus teils sofort greifbaren, teils unzugänglichen Dur-Moll-Abfolgen, unterbrochen von so kurzen wie unheimlichen Interludien und geprägt von bisweilen auf die Spitze getriebenen Wechseln zwischen Dissonanz und Melodie, ganz gleich, ob ein Song sich in blassestem Trauer-Pathos ergeht („Horizonless“) oder sich zu einem Blast-Inferno hocheskaliert („The Joy Of All Who Sorrow“).

Den Endpunkt setzt mit „When Death Is All“ ein fahler Elfminüter, für den sich LOSS die unterstützenden Gast-Vocals von LEVIATHANs Wrest gesichert haben und der damit die Nachfolge von PALLBEARERs Brett Campbell auf „Silent And Completely Overcome“ antritt. Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Song wie aus PALLBEARERs Feder klingt, frönten diese der dunkelsten aller Doom-Spielarten. Für diese legen LOSS mit „Horizonless“ die diesjährige Messlatte.

15.05.2017
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