Lords of the Trident - The Offering

Review

Es wäre ein Leichtes, die LORDS OF THE TRIDENT mit ihren Bühnenoutfits zwischen Angus McFife und missglückter LARP-Kostümierung sowie dämlichen Pseudonymen der Marke Fang VonWrathenstein, Asian Metal und Master Hercule „Herc“ Schlagzeuger als infantile Klamauk-Truppe abzutun. Damit würde man der Band aus Wisconsin allerdings bitteres Unrecht tun, denn hinter der albernen Fassade stecken talentierte Musiker, die mit ihrem fünften Album „The Offering“ ihr bisher stärkstes Werk abliefern.

LORDS OF THE TRIDENT haben sich auf fast allen Ebenen gesteigert

Die LORDS OF THE TRIDENT spielen auf „The Offering“ weiterhin eine Melange aus klassischem Heavy Metal und melodischem Power Metal, der insgesamt eher europäisch als amerikanisch tönt und neben den üblichen MAIDEN– und PRIEST-Referenzen auch gerne mal gen Deutschland schielt. Es lassen sich durchaus Parallelen zu den befreundeten UNLEASH THE ARCHERS erkennen, die sich neben den musikalischen Gemeinsamkeiten auch auf die inhaltliche Ebene erstrecken. Denn „The Offering“ erzählt ähnlich wie die letzten Alben der kanadischen Kollegen eine zusammenhängende Fantasy-Geschichte, die zum Glück nur wenig mit dem närrischen Auftreten der Truppe zu tun hat.

Auch auf fast allen anderen Ebenen ist das neue Album der Dreizack-Fürsten eine klare Steigerung zum bisherigen Schaffen. Der Sound ist druckvoller, die Arrangements komplexer und die Musiker zeigen was sie können, ohne dabei in instrumentale Protzerei à la DRAGONFORCE zu verfallen. Mit…ähem…Fang VonWrathenstein hat die Band zudem einen Sänger mit einer markanten Stimme in ihren Reihen, dessen kraftvolle Mitten (ähnlich wie seine Youtube-Videos) zwar eine klassische Ausbildung vermuten lassen, einem diese aber nicht auf die Nase binden.

Besonders kompositorisch hat sich einiges getan, denn auf „The Offering“ hauen LORDS OF THE TRIDENT einen fantastischen Refrain nach dem anderen raus, so dass man schon beim zweiten Durchgang die Hälfte der Songs mitschmettern möchte. Allein der mehrstimmige Chorus der Eröffnungs-Hymne „Legend“ dürfte BLIND GUARDIAN-Fans vor Freude Pipi in die Augen treiben und das schwungvolle „Acolyte“ knüpft direkt hitverdächtig daran an.

So geht es Schlag auf Schlag weiter, ob nun flott mit einem Gruß in Richtung HELLOWEEN oder eher im getragenen Midtempo, auf jeden Fall aber stets eingängig und mit einer erstaunlich hohen Trefferquote bei den Refrains. Einzig das auf Groove gebürstete „Feed The Wolves“ tanzt als ein wenig beliebig aus der Reihe und an das fantastische „The Blade“ kann die abschließende Halbballade „Heart of Ashes“ nicht mehr ganz anknüpfen. Mit „Dance of Control“ wagt die Band außerdem noch einen erfolgreichen Ausflug in leicht melancholische AOR-Gefilde und zeigt sich auch hier wieder unfassbar catchy.

LORDS OF THE TRIDENT geben sich musikalisch keine Blöße

Was soll man sagen, „The Offering“ bringt alles mit, was man sich von einem zeitgemäßen aber nicht zwanghaft auf modern gepolten Power-Metal-Album wünscht. Ein gesunde Grundhärte trotz hoher Eingängigkeit, versierte Musiker die gutes Songwriting vor Zurschaustellung der eigenen Fähigkeiten stellen und eine Stimme mit Wiedererkennungswert.

Natürlich muss man einen leichten Hang zu Cheese und Theatralik mitbringen, die LORDS OF THE TRIDENT schießen jedoch auch in diesem Bereich, zumindest was die Musik angeht, nie übers Ziel hinaus. Den Mummenschanz hätten die Amis also gar nicht nötig, andererseits scheinen sich die Fans nicht besonders daran zu stören, denn die haben die Produktion des Albums via Patreon massiv unterstützt und der Band so die Möglichkeit erhalten, weiterhin independent zu agieren. Mit „The Offering“ dürfte die Truppe zudem wohl noch ein paar neue Supporter dazugewinnen.

23.05.2022

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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