Lordi - The Arockalypse
Review
Dass man als krasser Außenseiter doch tatsächlich das paneuropäische Musikantenstadl gewinnen würde, hätten sich LORDI vorher sicher nicht allen Ernstes gedacht. Nun, da dem doch so war, darf man getrost davon ausgehen, dass sich das neue Album „The Arockalypse“ auch ohne die Eurovisionshymne „Hard Rock Hallelujah“ an Bord wie geschnitten Brot verkaufen wird. Da freilich niemand davon ausgehen konnte, dass sich die Dinge so entwickeln würden, muss man sich fragen, mit welcher marktverachtenden Bedenkenlosigkeit sich LORDI an die Zusammenstellung ihrer neuen Langrille gemacht haben. Denn die ersten drei Tracks des Albums sind nun wirklich alles andere als berauschend. Und gerade auf die kommt es doch besonders an. Oder gibt es mittlerweile etwa eine zweite Chance für den ersten Eindruck? Selbst wenn dem so wäre – „The Arockalypse“ würde auch die ungenutzt verstreichen lassen.
Zunächst einmal quält man sich – ständig in der Erwartung, dass da vielleicht noch was nachkommt – durch ein knapp vierminütiges(!) Hörspiel-Nervintro, in dem in einem Nachrichtenbeitrag die Invasion der Monster angekündigt wird. April O’Neill und Meister Shredder lassen grüßen. Bis die Scheibe dann endlich auf Touren kommt, vergehen der langweilige Opener „The Deadite Girls Gone Wild“ und das zumindest nicht mehr ganz so unauffällige „The Kids Who Wanna Play With The Dead“, bevor nach über einem Viertel der Spielzeit endlich die Powerballade „It Snows In Hell“ mit coolen Hooks und einem Stadionrefrain langsam das einlöst, was in der Vergangenheit Hits wie „Would You Love A Monsterman?“, „Monster Monster“ oder gerade erst „Hard Rock Hallelujah“ versprochen haben.
Den Höhepunkt der Scheibe hat man damit aber auch schon hinter sich. Denn der Rest untermauert den Eindruck, den bereits die vorangegangenen LORDI-Alben vermittelt haben: zwischen zahlreichen mittelprächtigen bis gutklassigen Fillern verstecken sich maximal ein bis zwei Killer. Zu „It Snows In Hell“ gesellen sich da höchstens noch das zügige „Who’s Your Daddy?“ und der Eunuchen-Smasher „They Only Come Out At Night“, bei dem LORDI stimmlich Unterstützung von Udo Dirkschneider erhält.
Der Rest der Songs begnügt sich mit ebenso eingängigen wie platten, austauschbaren und damit wenig nachhaltigen Hooklines, sodass sich der Begriff „Easy Listening“ mit einigem Nachdruck aufdrängt. Stilistisch bleibt man sich – und den 80er-Jahre-Vorbildern – treu wie ein Dackel seinem Herrchen. KISS-, ALICE COOPER-, AC/DC-, BON JOVI- und andere Keyboard-Hard Rock-Heroen-Zitate gibt es zuhauf. Schlecht ist das keinesfalls. Aber gemessen an den wahren Hitsingles, taugt der Rest gerade einmal als B-Seite. Le Finlande: cinq points.