Lordi - Get Heavy

Review

Mit manchen Platten ist es wie mit der lieblichen neu zugezogenen Nachbarin, die im Treppenhaus mutwillig ihre unwiderstehlichen Pheromone verströmt: Sie ziehen einen berechnend in ihren lorelei‘schen Bann, ihre verkaufssteigernden Argumente nur knapp bekleidet, der straighte Rhythmus ihres koketten Ganges reisst auch die Aufmerksamkeit des verhärmtesten Mannsstücks an sich und lässt ihn nicht selten mit den Gliedmaßen mitwackeln. Wenn nun Lordi nicht so klaftertief hässlich wäre, könnte man diesen bildhaften Vergleich vielleicht noch weiter spinnen, jedenfall schlägt das vor allem im hohen Norden unseres Kontinents viel bejubelte Debüt des Freakhow-Ensembles um Obertroll Lordi mit seinem ebenso simplen wie amüsierlichen (und nebenbei reichlich erprobten) Kalkül im Rockerhirn ein wie besagtes Mannequin im Nachbar-Apartment. Altbewährte Zutaten wie exzessiv betriebener Mummenschanz in bester GWAR-Tradition, firlefanzbereinigtes Songwriting à la Gruselguru und Barbierphobiker ROB ZOMBIE und atemberaubende 80‘s-Refrains unmittelbar nach Vorbild der Showrock-Monumente KISS und ALICE COOPER bilden das schon vielversprechende Fundament, dem ferner herrlich finnische Neorock-Coolness (nach Muster z.B. der 69 EYES) und – ansonsten nicht mehr viel hinzugefügt wird. Natürlich verfeinert im Gegensatz zu den einstigen Werken der genannten Altherren eine Spitzenproduktion inklusive genregetreu knallig lauten Drums die Songs, die fast durch die Bank überwältigende Lauscherraupen-Qualität innehaben – irgendwie vertraute und doch so berauschende Refrains wie jene von „Not The Nicest Guy“ oder „Monster Monster“, ganz zu schweigen von der Singleauskopplung „Would You Love A Monsterman“, werden den Rockopas das Freudenpippi durch den Katheter pumpen und auch ihren Enkeln sicher eine Vorstellung von den inzwischen zu Gebissträgern degradierten Heroen des Frankenstein-Metal der 80er vermitteln können. Das knurrige Schmirgelorgan Lordis in Allianz mit dem oft direkt ans Riffing angeglichene 80‘s-Background-Chor sorgen für 41-minütige Kurzweil der pompösen, musikalisch natürlich aber weniger spektakulären Sorte, die auch Stunden nach Abschalten des Players noch im Hirn herumgeistert und Gliedmaßen wackeln lässt – wie es sich auch eben für eine zünftige Klassefrau gehört!

04.03.2003
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