Lord Fist - Wilderness Of Hearts

Review

Das zweite Album ist das schwerste, heißt es oft pathetisch. Die Bands der NWOBHM dürften zustimmen, so waren die meisten von ihnen beim zweiten Versuch entweder noch in der Stilfindung oder schon über ihren Zenit hinaus. Auch bei den Finnen LORD FIST mag das nicht allzu weit hergeholt sein. Nachdem sie in der ersten Hälfte der 2010er-Jahre mit einem Demo und einer EP noch ziemlich produktiv waren, wurde es nach dem Debüt „Green Eyleen“ 2015 ziemlich ruhig. Jetzt steht endlich der Nachfolger an, der verspricht größer zu werden: Zumindest steht nun im Hintergrund das deutsche Kult-Label High Roller.

Schweigen ist Gold

Auch im Fall von LORD FIST erweist sich High Roller als ein Qualitätssiegel. Die Finnen spielen täuschend echten NWoBHM, der sich durch äußerst prägnante Melodien auszeichnet. Das liegt daran, dass diese Platte einen starken Fokus auf die Instrumente hat. Die Gesang-Parts fallen kurz und unspektakulär aus. Dafür solieren die Gitarristen bei jeder Gelegenheit. Obwohl da die Gefahr der Redundanz besteht, gelingt es ihnen erstaunlich gut, einprägsame Melodien zu finden und damit den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten.

Aber es gibt noch viele weitere bemerkenswerte Dinge an „Wilderness Of Hearts“: Da wäre vor allem die tighte Band, welche die Soli so gut umrahmt. Sänger Perttu Koivunen singt hoch, ohne dass es eine abschreckende Wirkung hat. Drummer Etu Orbinski bildet ein solides Fundament, welches mit eleganten Breaks aufwarten kann. Dazu kommt die durchdachte Songdurchführung. Die Soli sind nicht improvisiert, sondern auskomponiert und auf die Songs abgestimmt, was sich positiv auf den gesamten Sound auswirkt.

„Wilderness Of Hearts“ ist ein Muss für jeden NWoBHM-Gitarristen

LORD FIST haben ihre eigene Herangehensweise, die dennoch voll aufgeht. Anstatt auf platte Eingängigkeit zu setzen, stecken sie mehr Ideen in ihre Songs, die dennoch nicht überfrachtet sind. Zu verdanken ist das dem Gitarrengespann Kolehmainen/Koivunen, welches ihr Talent gekonnt ausschöpft. Wo der Vorgänger noch eine konventionelle Heavy-Metal-Platte auf der Hatz war, ist „Wilderness Of Hearts“ ein weiterer Beweis dafür, dass der Gesang nicht das wichtigste in der Musik ist.

11.11.2020
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