Lord Agheros - Demiurgo

Review

„Überraschung“ wird beim Italiener Gerassimos Evangelou, seines Zeichens Alleinunterhalter bei LORD AGHEROS, groß geschrieben – und dabei ist „Demiurgo“ nicht mal ein sonderlich progressives Werk. Nein, LORD AGHEROS macht keine verschachtelte, komplexe Mitdenkmusik, sondern vielmehr eine überaus vielfältige Art von getragenem, oft epischem Black Metal. Zu diesem Grundgerüst gesellen sich klassische Elemente, ambiente Zwischenstücke und allerlei atmosphärische Angelegenheiten, so habe ich von Zeit zu Zeit eher das Gefühl, einen Filmsoundtrack zu hören als ein Black-Metal-Album.

Vergleiche lassen sich für mich nur schwer finden, wer sich darunter etwas vorstellen kann, darf LORD AGHEROS in etwa dort vermuten, wo sich EMPERORs „Anthems…“, frühe SUMMONING und jüngere ULVER „Gute Nacht“ sagen, aber auch das erscheint mir ein bisschen inadäquat. Desweiteren könnte man versuchen, eine Verbindung zu den Niederländern WILDS FORLORN ziehen, aber auch das passt nicht ganz, denn „Demiurgo“ ist in Sachen Sound noch ein ganzes Stückchen introvertierter und klanglich näher an den Produktionen alter Black-Metal-Klassiker aus den Neunzigern. Insofern ist LORD AGHEROS also das Kunststück gelungen, in einer Zeit, wo jede zweite Black-Metal-Band wahlweise nach BURZUM, MAYHEM oder frühen DIMMU BORGIR klingt, eine Nische zu finden, in der man relativ allein auf weiter Flur steht. Gratulation.

Aber auch abgesehen davon ist „Demiurgo“ ein von vorne bis hinten interessantes Stück Musik, aufgeteilt in zwei Kapitel: Das erste wie oben beschrieben, das zweite Kapitel hingegen entfernt sich schließlich von den Black-Metal-Wurzeln LORD AGHEROS‘ und beschränkt sich darauf, die durch den ersten Teil ausgebreitete, episch-getragene Atmosphäre mit rein klassischer bzw. ambient-elektronischer Instrumentierung fortzuführen. Um den Bogen zum Anfang dieses Textes zurückzuschlagen: Nachdem man in neun Songs und knapp 40 Minuten feinsten Black Metal der aufgeschlosseneren Art serviert bekommen hat, haut der verantwortliche Sizilianer einem schließlich noch einmal über 20 Minuten (Neo-)Klassik und (Dark) Ambient um die Ohren – die Überraschung ist perfekt. Nicht nur, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hätte, sondern weil es im Gegensatz zu so vielen anderen, vergleichbaren Projekten, einfach funktioniert. Tolle Atmosphäre, tolles Album, reich an Abwechslung und Überraschungen – empfehlenswert!

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29.01.2013

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