Longing For Dawn - One Lonely Path

Review

Als „Canada’s unique atmospheric Doom Metal“ wird mir das Album „One Lonely Path“ angepriesen. Ich muss mich insofern geschlagen geben, dass mir weder spontan, noch auf die Schnelle, noch überhaupt eine weitere kanadische Band des gleichen Schlags wie LONGING FOR DAWN einfällt. Sollte irgendwann einmal „Konkurrenz“ auftauchen, hat sie es allerdings reichlich schwer, dass mächtige Debut der fünf Kanadier zu toppen.

Im Jahre 2002 fanden sich die Mitstreiter um Hauptsongwriter Frédéric Arbour zusammen und fingen an, die ersten schwermütigen Klänge zu erschaffen. Ein gutes Jahr später fing man mit den Aufnahmen der Songs an, die sich sporadisch über ein weiteres Jahr hinzogen. Schlussendlich wurde das eigene Label Twilight Foundation (ein Sub-Label von Cyclic Law) aus der Taufe gehoben, unter dessen Flagge künftig die Werke von LONGING FOR DAWN erscheinen sollen.

Die lange Schaffensphase hat dem Album sichtlich gut getan. LONGING FOR DAWN spielen atmosphärischen und melancholischen Doom Metal der langsamsten Art, am ehesten zu vergleichen mit Bands wie THERGOTHON und SKEPTICISM. Auch die Bezeichnung Funeral Doom erscheint hier durchaus angebracht. Die Stimmung auf dem Album ist zwar vorherrschend düster und endzeitlich, lässt aber auch andere Assoziationen als den heimischen Friedhof oder das eigene Lebensende zu. Gerade ein Song wie „Ashes of Innocence“ versprüht den Hauch von Ewigkeit und Endlosigkeit, und doch gleichzeitig auch die Leere und Hoffnungslosigkeit, die auf dem Album präsent ist.
Kennt jemand zufällig den Kurzfilm „Quest“? „One Lonely Path“ wäre der perfekte Soundtrack für die trostlose Wüstenlandschaft, in der jegliches Leben verschwunden ist, und nur noch eigenwillige Maschinen ihren routinierten Mechanismen folgen. Der einsame Pfad, der letzte Funken Hoffnung, das letzte Zeichen des Lichts, bevor wir als Hörer in ein tiefes schwarzes Loch der Ungewissheit fallen. Besonders faszinierend finde ich die emotionale Erhabenheit, die die Songs ausströmen. Es ist nicht zu vergleichen mit dem letzten Gang zu einem Begräbnis, einem Ort der Endgültigkeit. Es ist aber auch nicht zu vergleichen mit dieser zutiefst traurigen Stimmung einhergehend mit suizidalen Gedanken.
„One Lonely Path“ steht über allem, als wüsste es die Wahrheit, die Antwort auf die Fragen, auf die es keine Antwort gibt, Antworten, die wir Sterblichen nach dem eigenen Ableben erwarten zu erfahren. Es ist diese Gelassenheit eines weisen alten Mannes, der sich in seinem Leben nichts mehr beweisen muss, der nichts mehr zu fürchten hat.

LONGING FOR DAWN erreichen diese Stimmung mit oftmals schon drone-ähnlichen Gitarren, einem ultra-langsamen Schlagzeug und atmosphärischen Flächensounds, dezent und untermalend eingesetzt, ohne aufdringlich zu werden. Dazu die tiefe, grunzende Stimme des Sängers Stefan Laroche, der auch die Lyrics der Songs verfasst hat. Die knapp einstündige Reise auf dem einsamen Pfad zieht sich über fünf Songs, die zu keinem Zeitpunkt in Monotonie verfallen, und auch nur in einer Einheit am besten zu „genießen“ sind. Der Hörer sollte also nicht versuchen, einen Kurztrip zu unternehmen, sondern sich auf den ganzen Weg einlassen, um in die Klangwelt von LONGING FOR DAWN einzutauchen.

Fazit: Die hohe Wertung ist bei einem Album derartiger Qualität Pflicht, Liebhaber von melancholischem, atmosphärischen Doom sollten hier unbedingt zugreifen. Lasst Euch „One Lonely Path“ nicht entgehen, damit auch ihr zukünftig wisst, wer Kanada’s einzigartige Doom-Metal-Band ist!

17.02.2005

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