Lonely The Brave - Things Will Matter

Review

Galerie mit 18 Bildern: Lonely The Brave - Tour 2016

Müsste man LONELY THE BRAVE mit ihrem aktuellen Album „Things Will Matter“ auf ein beschreibendes Schlagwort festnageln, würde das Wort ‚Schwerelosigkeit‘ lauten. Angenehm unaufdringlich schwingen die Töne im Raum, alles ist sehr dezent inszeniert und trotzdem hört man in jedem Moment, dass LONELY THE BRAVE gerne weiterkommen möchten. Sie würden nicht verneinen, wenn man ihnen die Headlinerposition bei Sonnenuntergang anbieten würde und irgendwie sind ihre Songs auch alle dafür prädestiniert. „Things Will Matter“ ist genau, was die Band aus Cambridge möchte – wertig sein und relevant. Allerdings haben sie sich schon alleine mit der Spieldauer von 50 Minuten übernommen, denn viel Abwechslung haben LONELY THE BRAVE nicht zu bieten.

Ja, ja früher war alles besser

Die stimmliche Nähe zu PEARLS JAMs Eddie Vedder kann man bereits beim zaghaften, mit Synthie-Inseln versetzten, Opener „Wait In The Car“ nachvollziehen. Der Gesang von LONELY THE BRAVEs Sänger David Jakes ist unbestreitbar überdurchschnittlich gut. Warm und rauchig scheint er direkt neben dem Hörer zu stehen, man spürt den heißen Atem und trotzdem kann er auch voluminös abfeuern. Allerdings kann die beste Stimme nicht wettmachen, dass LONELY THE BRAVE auf „Things Will Matter“ keine Hits der Marke PEARL JAM (BIFFY CLYRO, EDITORS, INTERPOL, BUSH…) vorzuweisen haben, was die Leistung letztendlich etwas verblassen lässt. „Diamond Days“ lebt von geschickt platzierten ganz feinen Akzenten, entschleunigt den Hörer und wiegt ihn behutsam im Takt. Selbst wenn es etwas schneller wird, wie bei der grungigen Neunzigerjahre-Verneigung „Radar“, rasant oder gar hart rockig wird es bei LONELY THE BRAVE nie. Das höchste der Gefühle ist ein allein gestellter David oder eine kunstvolle Aktion der Drums. Eigentlich schwurbeln sich aber alle 12 Songs um 1,2 Schemata. Richtig Ramba Zamba, aufwendig Soli oder hitzige Aktion darf man also nicht erwarten. Doch der gefühlvolle Vortrag und die behutsame unaufdringliche Art haben trotzdem ihren besonderen Reiz. Charme, dem man letztendlich doch erliegt. „Strange Like I“, „Black Mire“ und „Jaws Of Hell“ lösen jegliches Unbehagen sofort in Luft auf, weniger ist hier definitiv mehr. Ein simpler Beat von Gavin Edgeley und flirrende Gitarren von Mark Trotter, guter Gesang drüber und fertig ist die Laube für Herrn von und zu Indie-Rock.

Es wird leise sein, man kann es hören

Es sind die zurückgelehnten Momente, die den Engländern gut stehen, grelle Überfälle vermeiden sie. Allerdings vermitteln LONELY THE BRAVE dadurch den Eindruck unter ihren Möglichkeiten zu bleiben. Sie explodieren niemals ganz und reißen letztendlich auch deshalb nicht durchweg mit. Die fragilen Instrumentalstrecken bringen die Seele zum Schwingen und regen zum mentalen Müßiggang an. Dass man LONELY THE BRAVE überhaupt die Möglichkeit nach mehr unterstellt, zeigt aber schon, dass hier noch nicht Ende der Fahnenstange sein kann.

„Things Will Matter“ entfaltete eine äußerst entspannende Wirkung, die man aber nicht uneingeschränkt genießen kann. Denn an jeder Ecke spürt man verpasste Chancen und den fest gezurrten Knoten, den zu sprengen gilt. LONELY THE BRAVE werden das gewisse Etwas finden, werden diese eine besondere Lebenserfahrung machen, die sie elementar weiter bringen kann. Dann kann diese Band ganz nach oben kommen, in euphorischen Fanchören baden und auf ihrem durchaus stabilen musikalischen Fundament und ihren Fähigkeiten aufsetzen. Jetzt ist es leider noch nicht so weit.

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19.05.2016

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