Mit ihrer atmosphärischen aber im Vergleich zu den Kolleginnen und Kollegen angenehm entspannten und wenig aufdringlichen Herangehensweise an den Stadion-Gitarrenrock á la BIFFY CLYRO oder KINGS OF LEON konnten LONELY THE BRAVE sich in den letzten Jahren bei Fans und Kritikerinnen und Kritikern gleichermaßen beliebt machen. „The Day’s War“ und „Things Will Matter“ stiegen in die Top 50 der UK-Charts ein, ohne das Ruder zu gewollt in Richtung Radiotauglichkeit zu reißen und stießen auch beim Metal-Magazin eurer Herzen auf Wohlwollen.
In der Ruhe liegt die Kraft
2018 dann verließ Sänger David Jakes die Band überraschend aus Gründen geistiger Gesundheit und für längere Zeit war es still um LONELY THE BRAVE. Fünf Jahre nach dem letzten Album kehrt die Band nun inmitten einer Zeit kollektiver Hoffnungslosigkeit mit ihrem dritten Album „The Hope List“ zurück. Das Mikro hat Jack Bennett übernommen, die warme und irgendwie hoffnungsvolle Melancholie ist geblieben.
„The Hope List“ ist kein trotziges, lautes Ausrufezeichen und macht nicht auf dicke Hose. Die Kraft von LONELY THE BRAVE liegt weiterhin in den schwelgerischen, aber immer angenehm unpolierten Gesangslinien, den warmen Bässen, den Post-Rock-Gitarren und Reverb-Effekten.
LONELY THE BRAVE gelingt ein tröstliches Comeback
Rauer wird es dabei nur selten („Bright Eyes“), vielleicht noch seltener als auf den Vorgänger-Alben. Das führt auch dazu, dass „The Hope List“ zu einem einheitlichen Teppich von Songs verschwimmt und es schwerfällt, einzelne Höhepunkte aus dem Geschehen herauszustellen. Es gibt keine offensichtlichen Hits (am ehesten vielleicht noch „Open Door“) und die Dynamik ist begrenzt. Vieles bleibt erst nach mehrmaligem konzentriertem Hören hängen. Aber genau das ist gar nicht so einfach, denn „The Hope List“ lässt die Gedanken driften. Das ist Wohlfühlmusik im positivsten Sinne.
LONELY THE BRAVE haben es geschafft, ihren Stil und ihre spezifische Atmosphäre zu bewahren. Jack Bennett macht als neuer Sänger einen hervorragenden Job. „The Hope List“ mag insgesamt noch etwas zurückhaltender geraten sein als die Vorgänger und ein bisschen mehr Dynamik hätte ihm sicherlich nicht geschadet – ein erfolgreiches und irgendwie tröstliches Comeback ist es dennoch.
Mir sagt es nicht zu, ist zwar weit weg von Kuschelrock, aber mir fehlt es da deutich an Ecken und Kanten und auch einer gewissen Eigenständigkeit.