Mal ehrlich, ausschließlich Metal hört doch hier sowieso keiner. Gute und schlechte Musik findet man bekanntermaßen in allen Genres und solange es Gitarren hat (auch hier gibt es Ausnahmen) kann es auf metal.de eine Berechtigung haben. Lange Rede, kurzer Sinn: LONELY THE BRAVE machen radiotauglichen Rock voller Eingängigkeit und Stadionmomente. Und das klingt jetzt erstmal schlimmer als es ist.
„The Day’s War“ heißt das Full-Length-Debüt der Briten, die nach ihrer Gründung im Jahre 2013 und mit Veröffentlichung ihrer „Backroads“-EP einen steilen Aufstieg hingelegt haben. Und wenn man sich das Album so anhört, kann man sich leicht vorstellen, dass der Gipfel noch lange nicht erreicht ist.
Auf „The Day’s War“ nutzt der Vierer die gleichen Zutaten aus Post Rock und Stadion Rock, gleichermaßen schmeckend nach Schweiß, Adrenalin, gebügelten Hemden und Rockstarallüren, die schon BIFFY CLYRO dahin gebracht haben, wo sie jetzt stehen. Rohe Rockmusik mit Schnitzern und Spontanität ist das natürlich nicht mehr, aber die Gitarrenwände wirken immer noch massiv und in den wenigen Uptempo-Momenten findet sich der Hörer unversehens fast in Hardcore-Gefilden wieder („Black Saucers“). Die mittlerweile unerträgliche Schmalzigkeit der KINGS OF LEON liegt hier noch in weiter Ferne.
Stimmlich erinnert Sänger David Jakes ein bisschen an Eddie Vedder (PEARL JAM) und ein bisschen mehr an Michael Poulsen (VOLBEAT) – man traut ihm den Stadionchef durchaus zu. Seine Lyrics heben sich zudem qualitativ angenehm vom gängigen Pop-Gesülze der Radiofraktion ab und erwecken zumindest den Anschein, von echten Emotionen inspiriert zu sein. Hinzu kommen spannende Songs wie das fast schon progressive „Call of Horses“ oder „Kings of the Mountain“.
Die Promo-Tour zu „The Day’s War“ absolvierten LONELY THE BRAVE im März und April zusammen mit WE ARE THE OCEAN und dieses Package ergibt durchaus Sinn. Die Newcomer stehen zwar noch ein gutes Stück weiter im Pop, aber gerade live könnten die Gitarrenparts durchaus noch ein ganzes Stück härter als auf Platte wirken. Um einen Bogen zu schlagen: Gute und schlechte Musik findet man in allen Genres – und LONELY THE BRAVE machen ihre Sache richtig gut. Wem also die Blastbeats mal wieder aus den Ohren herauskommen, der nehme sich einen Moment für diese Scheibe.
Die Tour mit We Are The Ocean ergab genausowenig Sinn wie die nachfolgende mit Silverstein. Das passt musikalisch überhaupt nicht zusammen. Leider sind Lonely The Brave auf beiden Touren bei den Hüpf-Kids (falsches Publikum für diese großartige Musik), die Emo-Gepiepe und Teenie-Gekreische am Mikro erwartet haben, nicht auf die gebührende Anerkennung gestoßen.